nsu/nss: bandini interview – die etwas längere fassung als das quellenlose bei wetzel

während ein gewisser wolf wetzel in der gestrigen ausgabe der jungen welt in sachen “florian heilig freundin yasmin mayer alias bandini” so nebulös von “unabhängig Recherchierenden” schrieb, die diese dame – unseres wissens im frühsommer 2014 – zu nss, nsu und einigem mehr interviewt hätten und somit wohl in manchen leserhirnen die falsche assoziation weckten, das wären am ende wolf oder seine kollegen gewesen, stellen wir fest, dass die zitate aus einem dokument stammen, das alexander gronbach nach seinem interview mit “bandini” vor vielen vielen monaten ans LKA in ba-wü geschickt habe. es geht hier übrigens um weitaus gewichtigeres als die fehlenden credits für den lebensgefährten der petra “krokus” senghaas, nämlich unter anderem darum wann welche deutschen behörden (spätestens!) zB den offiziell erst im märz 2015 aufgetauchten namen matthias klabunde auf dem schirm hatten, welche spielchen unter anderem untersuchungsausschuss-mitglieder und ein gewisser professor funke und nicht zuletzt die familie des verstorbenen florian heilig spielen.

wir dokumentieren nachfolgend 1:1 das was unseres wissens seinerzeit ans LKA ging und – so bandini hier zufälligerweise mitliest fragen wir sie hiermit öffentlich: welche der folgenden passage sollen denn nun genau erfunden sein? und wenn die öffentlichkeit ihnen glauben soll, dass sie gronbach seinerzeit zu rund 50 % scheisse erzählt hätten, wieso sollte man ihnen dann eine silbe glauben, von dem, was sie gestern sinnigerweise in einer “geheimvernehmung” gesagt haben (sollen)? und – so oder so – können sie bestätigen, dass sie ein anderer journalist, namentlich thumilan selvakumaran, der sich nun damit brüstet sms-/whatsapp-fetzen (“du ich kann absolut nicht mehr bin am ende meiner energie und weiß nicht mehr was ich noch machen soll”.) verbreiten zu können, die – zufällig wie die zufälligerweise von heiligs *unglaublich* spät gefundenen schlüssel, machete, feuerzeug, pistole etcpp – gut in ein selbstmordszenario passen würden, unlängst mit einem vermeintlich weiteren journalisten “eberhard” oder so ähnlich zusammengebracht habe, der ihnen selbst dubios vorgekommen wäre?(wenn nachfolgend das wort anmerkung auftaucht als klammernergänzung o.ä. stammen auch diese aus dem uns vorliegenden dokument, sind also mutmaßlich anmerkungen von herrn gronbach selbst).

Deckname „Bandini” – Allgemeine Angaben zur Gruppe der Rechtsextremen in Nord Wuerttemberg. (Verkuerzter Text fuer Vorlage LKA), Bandini lernte Florian Heilig im Juni 2010 kennen und ging eine Beziehung mit ihm ein. Dadurch wurde sie zwangslaeufig auch in die rechte Szene eingefuehrt.

Die Gruppe umfasste Andre Haug, Matthias Klabunde, Joscha Wimmer, Christian Spang, Worf Kroner, Denis Gensmantel, Heiko Weiss, Richard Thiele, Sven Hidasi, Tracy Atkinson, Chamaine Walter, Dennis Walter, Andreas Woerz sowie andere Personen.

Ueber Matthias Klabunde und Andre Haug gab es enge Verbindungen ins Hohenlohische zu Stefan Ruehle. Nelly Rueh(l)e, Olga Widerspan, Matthias Brodbeck und Sven Niebler.

Frage

– wie gefahrlich schaetzt Du diese Gruppe ein.

Bandini

– Flo hat mir erzaehlt, dass diese Gruppe eigentlich zur Standarte Wuerttemberg gehoert. Jedoch auch alleine sehr gefaehrlich waere. Der Name NSS war eine interne Bezeichnung der Gruppe. Man spielte auf die SS an. Dieser Name tauchte zum ersten Mal auf, als Matze Klabunde in der Gruppe war.

Seite 2

Frage

– wie sind die Treffen abgelaufen.

Bandini

– die Treffen waren meistens im engen Kreise, man sass zusammen, redete ueber Kanacken, Nigger und hob gerne den Arm zum Hitlergruss. Mir war dieses Gerede, oft verbunden mit viel Bier zu dumm. Flo erzaehlte z.b. von Treffen mit Matthias Brodbeck auf dessen Grundstueck. Ich war persoenlich dort nicht dabei, kenne Matthias Brodbeck nur vom Sehen bei Naziaufmaerschen und aus Heilbronn.

Frage

– kennst Du seinen Forenname in rechten Foren oder Kwick, facebook usw…?

Bandini

– auf Kwick nannte Flo sich „Wolfs_Zeit”. Das hatte etwas mit dem Werwolfkampf gegen Feinde Deutschlands zu tun. Im Chat wurde diskutiert, mit anderen Neonazis. Und auch ganz normal private Dinge.

Frage

– war Florian Heilig auch auf Thiazi?

Bandini

– soweit ich weiss schon, da ich aber dort nicht war, kenne ich seinen Namen nicht. Auf Facebook hat Flo erst ganz normal Florian Heilig geheissen und spaeter dann Flo Adler. Auf dem Profil Flo Adler gab es keine Verbindung zwischen uns, erst als er ermordet wurde. Das hat mich gewundert, da wir sonst ueberall Kontakt hatten, jedoch nicht auf diesem Facebook Profil.

Bandini

– was mich extrem gewundert hat, Flo hat Wolfs_Zeit geheissen und Heiko Weiss nannte sich „Wolfsnacht666″. Christian Spang nennt sich „Sachsensgloria”, er stammt angeblich aus Leipzig und ist dort eng mit den saechsischen SSS verbandelt. (Skinheads Saechsische Schweiz).

Frage

– kennst Du Alexander Neidlein?

Bandini

– ich habe ihn oefters in Heilbronn gesehen, persoenlichen Kontakt zu ihm hatte ich nie. Flo erzaehlte mir, dass Alexander Neidlein ein Ex Soeldner und harter Rechtsextremer waere. Ich fand ihn laecherlich, einfach ein dicker Typ der immer bei Versammlungen auf wichtig machte.

Frage

– kennst Du Markus Frntic?

(ich lege Bandini ein Bild vor!) ja, ich habe ihn ab und zu bei Flo gesehen, das ist doch dieser durchgeknallte Kroate aus Stuttgart. Persoenlich kenne ich ihn nicht. Flo hat mich, wenn er Richtung Stuttgart ging nie mitgenommen, er wollte mich aus allem raushalten.

Frage

– erzaehle ein bischen von Matze Klabunde und Andre Haug.

Bandini

– wir haben sie sehr oft in Heilbronn getroffen. Andre Haug war ein dummer Schlaeger der auf jeden Passanten losging, wenn er getrunken hat. Matze war relativ ruhig, aber ein wirklicher Neonazi. Was mir aufgefallen ist, Flo erzaehlte, dass die einen Polizisten als Bruder haben, der sie immer warnt, wenn etwas gegen die Gruppe laeuft.

Frage

– kennst Du diesen Polizisten.

Bandini

– Nein, ich weiss nur von Flo, dass er der Bruder von Matze oder Andre sein soll.

(Anmerkung, hier handelt es sich um einen Polizeibeamten mit dem Namen Michael Haug.)

Frage

– was kannst Du zu strafbaren Handlungen der Personen sagen?

Bandini

– verbotene Schriften, Hakenkreuze, verbotene Musik, Stich und Schlagwaffen hatten alle. Das war normal. Die NPD Dinge kamen von der JN Heilbronn, dort wurde das Zeugs an diese Kameradschaft ausgegeben. (Junge Nationale). Dabei war ich dort nie, zumindest kann ich mich daran nicht erinnern. Das Zeugs war dann bei den Leuten, die sich an Harmonie getroffen haben. Aufkleber, Poster, Flaggen und all so Zeugs, auch T-Shirts mit rechtsradikalen Aufdrucken. (White Power, Division 88, Protest 1 Mai usw…)

Frage

– hast Du Schusswaffen gesehen?

Bandini

– klar doch. Flo hatte sehr oft Pistolen bei sich, oft musste er von Matze Klabunde Tueten uebernehmen, er war auch oefters mit Matze Klabunde bei Andre Haug in Waldenburg, oder noch weiter in Ilshofen. Er hatte mindestens dreimal eine ganze Tuete voll Pistolen und Munition dabei. Einmal wurde er fast von der Polizei kontrolliert, als wir am Hauptbahnhof standen und er auf seinen Zug wartete, bzw. S-Bahn, die Waffen waren in seinem Bundeswehrrucksack versteckt.

Frage

– was fuer Schusswaffen waren das?

Bandini

– ich kenne mich mit Waffen nicht aus. (Ich zeige jeweils als Test einen Revolver und eine Pistole, sie zeigt auf Pistolen, Revolver waren es nicht.) Was ich jedoch weiss, Flo hat immer die Waffen photografiert, um einmal etwas gegen die Leute in der Hand zu haben.

Frage

– verbunden mit einem Bild was ich zeige – kennst Du diese Waffen?

Bandini

– die kommen mir bekannt vor, solche Waffen waren es sehr haeufig. Dann gab es auch Teleskopschlagstoecke, Baseballschlaeger, Schlagringe, Quarzsandhandschuhe, Messer, Pfefferspray, Reizgaskanister, man hatte sowas immer griffbereit, im Fall, dass die Zecken kommen oder Tuerken.

Frage

– gab es nie Probleme mit der Polizei?

Bandini

– doch, praktisch jedes Mal wenn wir am Wertwiesenpark waren, Platzverweise, Durchsuchungen, Personenueberpruefungen. Auch ab und zu wurden welche mit auf das Revier genommen.

Frage

– Florian Heilig hatte irgendwann wegen seiner Vorgehensweise am 1 Mai 2011 eine Hausdurchsuchung, was weisst Du darueber?

Bandini

– ich habe das Zimmer gesehen, wie es danach ausgesehen hat. Es gab zwei Durchsuchungen, einmal im Mai und einmal in dem Wohnheim am Krankenhaus Gesundbrunnen Heilbronn. Das war ungefaehr im Juli 2011. Da hat man wie Flo erzaehlte auch Waffen aufgefunden. Was mich wunderte, es gab nie eine Anzeige.

Frage

– waren es scharfe Waffen?

Bandini

– ich weiss nicht, ich weiss nur, dass er danach extrem Terror mit den anderen Nazis hatte und er erpresst wurde. Die Nazis wollen 15.000 Euro von ihm. Setzten ihn total unter Druck, verfolgten ihn, bedrohten ihn usw…

Frage

– wer was das?

Bandini

– brutal Stress hatte Flo mit Sven Hidasi und Andre Haug. Bei denen gab es selbst Probleme, weil Sven Niebler und Stefan Ruehle ja die Waffen wiederhaben wollten.

Frage

– Du kennst Sven Niebler?

Bandini

– klar kenne ich diesen voll-tattoovierten Psycho, er lief am 1 Mai 2011 z.b. ganz vorne mit und hatte immer eine scharfe Pistole einstecken wenn er unterwegs war. Mit seiner schwarzhaarigen Freundin, die heisst Janni (gemeint ist Jana Walter.)

Frage

– weshalb tat die Polizei nichts? Es war ja eindeutig eine schwere raeuberische Erpressung einer kriminellen Vereinigung, dafuer gibt es mindestens 5 bis 10 Jahre Haft?

Bandini

– das wunderte mich noch heute, Flo wechselte sein Handy, sofort kannten die Nazis die neue Nummer, sie drohten ihm, ihm Kopf abzuschneiden, (mir wird eine Facebook Unterhaltung vorgelegt einer Jeanny Stark / Assenheimer) mit Patrick Heilig.

Frage

– es ist uns bekannt, dass sich Florian Heilig Geld bei einer Bekannten leihen wollte?

Bandini

– das habe ich erst spaeter erfahren.

Frage

– wie war Florian Heiligs Position in dieser Standarte Wuerttemberg?

Bandini

– Flo kannte viele Leute aus allen Ecken, er war beliebt, in seiner Zeit hat er nur deutsches Essen gegessen, legte enorm viel Wert darauf. Schaute jeden Kanacken bloede an, wenn ihm einer ueber Weg gelaufen ist. Es war sehr extrem als er noch mit dieser Gruppe zusammen war.

Frage

– was wusste Florian Heilig ueber den Mord an Michele Kiesewetter am 25 April 2007?

Bandini

– er sagte mir Wochen bevor das mit dieser NSU bekannt wurde, er wisse wer die Taeter sind, bezog sich auf die NSU, bzw. die in Baden Wuerttemberg agierende Personen und als ich es dann spaeter im Fernsehen gesehen habe, war ich total fertig und konnte es nicht fassen, dass Flo so tief in dieser Welt der Nazis drinne war.

Frage

– Florian Heilig kannte die Moerder? Nannte er Uwe Mundlos, Uwe Boehnhardt und Beate Zschaepe?

Bandini

– ja, er sagte, dass Uwe Mundlos, Uwe Boehnhardt und diese Beate Zschaepe auch mit drinnen haengen wuerden, er bezog sich jedoch auf die weitere Gruppe, er sagte, er weiss wer Michele Kiesewetter umbrachte. Er meinte, ich wuerde eh schon zuviel wissen und wollte mich nicht in Gefahr bringen.

Frage

– kannst Du irgendetwas Konkretes sagen, was Du aufgeschnappt hast in diesem Bezug?

Bandini

– Flo sagte, dass Michele Kiesewetter etwas mit einem aus der Gruppe hatte, als es in Zeitung und Fernsehen war, wo die zwei Uwe Mundlos und Uwe Boehnhardt sich ermordet haben wunderte er sich wegen den Waffen. Er sagte auch, die beiden wurden erschossen.

Frage

– weshalb handelte die Polizei nicht, nachdem Florian Heilig dies mehrfach bei Vernehmungen erzaehlte?

Bandini

– Flo sagte immer zu mir, wenn er Treffen mit BIG Rex hatte, dass die ihm nicht glauben wuerden und er traute denen auch nicht. Ich schaetze, dass er denen nicht alles erzaehlt hatte. Er hatte ja auch panische Angst selbst in den Knast zu gehen.

Frage

– hat Dir Florian erzaehlt, was er mit BIG REX sprach/denen erzaehlte?

Bandini

– er hat mir nie etwas von dem Gespraechsinhalt erzaehlt. Ich hatte das Gefuehl, dass diese Polizisten ihn wegen der Waffensache unter Druck setzten.

Frage

– es ist in der Zeit, wo Du hier bei uns bist, etwas Seltsames passiert, als Du diesen Andre Haug auf Facebook angeschrieben hast und wir ihm eine Falle gestellt haben?

Bandini

– ja, Andre Haug war voellig aus dem Haeuschen, ich dachte schon immer, dass er mehr weiss wie er sagt. Er wusste von den Kontakten zu Stefan Ruehle, Alexander Neidlein in Wolpersthausen, er wusste auch, dass einmal eine Pistolenuebergabe an der Harmonie Heilbronn war und behauptete auf facebook, er habe sogar bei Polizei diese Leute wegen dieser Waffe angeschissen. Andre Haug ist immer noch ein Hardcore Nazi. Vielleicht hat er es ja diesem Verwandten Polizisten erzaehlt, ich weiss es nicht, ob man ihm glauben kann.

Frage

– was weisst Du von diesem Richard Thiele?

Bandini

– Richy war damals der beste Kumpel von Flo, er war auch absolut Rechts, Richy wohnt in Brackenheim, er hat Knasttaattoos, Spinneweben aber war nicht im Knast. Er lernte Koch in Brackenheim. Er war halt auch immer in dieser Gruppe anwesend, ab und zu mit Messer usw…. eine Woche bevor Flo ermordet wurde erzaehlte er mir, dass man auch Richy nicht trauen koenne. Weshalb hat er mir nicht erzaehlt, er meinte nur noch, er will ihn nie mehr sehen.

Frage

– was weisst Du ueber Joscha Wimmer?

Bandini

– Joscha war relativ lange mit einer Paula zusammen, einer ungefaehr 18 – 20 jaehrigen Blonden die sich halt auch in diesen Kreisen rumgetrieben hat. Er kennt Matthias Brodeck sehr gut. Joscha war ein Skinhead und maschierte ueberall mit. Er war wie Matze Klabunde, redete nicht viel. Er war auch nicht so mit Saufen beschaeftigt sondern eher rechts politisch. Welpe, also Christian Spang war der Saeufer, der angab alle unter Tisch saufen zu koennen. Joscha kannte auch Nelly Ruehle, er war nicht so intensiv mit den Saeufern um Welpe zusammen.

Frage

– kommen wir zu Heiko Weiss. Was weisst Du ueber ihn?

Bandini – Er war nie gross an Harmonie und befand die Typen, die dort Bier getrunken haben eher als Assis. Er war ein knallharter Rechter, der viel Sport machte, eher ein Einzelgaenger und wirklich ein Psychopath. Er ist schwer einschaetzbar. Mit Flo hatte er engeren Kontakt, aber war mehr an Waffen und Militaerspielchen interessiert. Ein Messer hat er immer einstecken.

Bandini

– mir fallen zu Heiko Weiss sehr viele Dinge ein, er wollte wie die alten Germanen leben, verehrte Hitler. Er meinte, man duerfe Tiere nicht einsperren, solle keine Ami Zahncreme benuetzen sondern Natron, er beschaeftigte sich auch mit Chemie zum Basteln und Knallkoerper bauen. Er hatte immer seltsame Ideen. Wollte sich eigenes Deo herstellen, wusch sich nur mit Kernseife weil er meinte, Duschgel waere schaedlich fuer die Haut. Ich sagt ihm, er soll die Gruenen waehlen anstatt die NPD.

Frage

– zu Heiko Weiss gibt es ein taeteruebliches Verhalten direkt nach dem Mord an Florian Heilig?

Bandini

– ja, kurz nachdem Flo tot war, hat mich Heiko Weiss angerufen, erzaehlte mir, dass er mit Flo in der Tatnacht vom 15 auf den 16 September 2013 unterwegs war und sagte, er habe auf dem Ruecksitz einen Benzinkanister gesehen. Ich habe ihm diese Geschichte nicht geglaubt, da Flos Auto nicht mit Benzin sondern Bio-Ethanol faehrt. Seltsamerweise sagte Heiko Weiss, dass er sich darum kuemmern wuerde, um heraus zufinden, wer Flo umgebracht hat. Und ob ich etwas wissen wuerde wegen der Beerdigung.

Frage

– kam Dir noch etwas seltsam vor?

Bandini

– Heiko Weiss loeschte direkt nachdem Flo tot war alle seine sozialen Netzwerke, facebook und kurz darauf, ich hatte noch etwas Kontakt zu ihm ueber Kwick auch diesen Account. Das war schon seltsam.

Frage

– was passierte noch im Bezug auf Heiko Weiss?

Bandini

– Flo erzaehlte mir, dass Heiko ein Arbeitskollege gewesen waere, aber er sich eher von Heiko abgewendet hat, weil er ihm als Nazi nicht trauen koennte. Flo war ja aus der Szene ausgestiegen. Ungefaehr zwei Wochen nach Flos Tod bestand Heiko auf ein Treffen. Da ich ihn jedoch nicht bei mir Zuhause haben wollte, trafen wir uns am Bahnhof in Heilbronn zum reden. Wir sind spazieren gelaufen Richtung Neckar und er wollte von mir wissen, ob ich Flos Freundin waere, er kannte seltsamerweise diese Melisa, die ihn angeblich nicht kennt (siehe Gespraechsverlauf M.M.) ich sagte, er koenne sich seinen Teil dazu denken, ich wuerde nichts dazu sagen. Dann versuchte er mich von hinten in den Arm zu nehmen, was ich jedoch abwehrte.

Bandini

– er meinte noch, er wuerde sich in der Rechtsradikalen Szene umhoeren, ob es jemand aus diesem Bereich war, da er ja in dieser Szene waere und herausfinden koennte, wer es war. Er ging nie davon aus, dass es Selbstmord waere. Ich hatte das Gefuehl, er wollte heraus finden, ob ich eine eziehung mit Flo hatte wegen Behauptung, dass es Selbstmord aus Liebeskummer waere.

Bandini

– ich habe seit 2010 eine sehr enge sexuelle offene Beziehung mit Flo, was er nebenher mit anderen Weibern getrieben hat war mir egal. Es interessierte mich nie. Eines ist sicher, Flo brachte sich niemals wegen Liebeskummer um, er interessierte sich nicht fuer diese Melisa und wollte sie los werden. Er wusste nur noch nicht wie er sie los bekommt.

Seite 9

Frage

– Heiko Weiss erzaehlte also, dass er den Benzinkanister auf dem Ruecksitz gesehen hat? Es gibt naemlich drei Personen, die aussagen, mit Florian Heilig in das Lehrlingsheim gefahren zu sein, Heiko Weiss war angeblich nicht dabei?

Bandini

– er muss dabei gewesen sein, er hat mir genau das erzaehlt. Ich bin mir sicher, dass Heiko Weiss etwas mit dem Mord an Flo zu tun hat.

Weitere Strukturfragen zur NSS

Frage

– was kannst Du zu Charmaine Walter sagen?

Bandini

– ich kenne die ganze Familie, sie war mal eine gute Freundin von mir. Ich bin mit JJ zusammen aufgewachsen. Die Mutter kommt aus Ostdeutschland. Sie heisst Heidrun, der Vater verstarb ungefaehr 2006. Bomber, damit meine ich Dennis Walter, arbeitet seither nichts mehr, nimmt als Ausrede den Tod seines Vaters.

Bandini

– JJ (Spitzname von Chamaine) hatte eigentlich mit allen mir bekannten Neonazis sexuelle Verhaeltnisse. Sie versuchte es auch einmal bei Flo, als Flo nach zwei Tagen nicht auf sie angesprungen ist, wendete sie sich anderen zu. Sie hatte dann etwas mit einen anderen Skinhead Sven Hidasi. Sven wohnt inzwischen in Karlsruhe. Sie war dann mit einem Deutschrussen zusammen, ich glaube er nannte sich Timur, von ihm war sie schwanger, verlor aber das Kind. (Kann auch Abtreibung gewesen sein.) Sie war auch mit einem Michael Elsner zusammen, mit ihm war sie verlobt, dadurch wollte ich mit Michi nichts mehr zu tun haben.

Bandini

– JJ ist absolut hohl und springt halt den Neonzis nach, sie war mit Andre Haug zusammen im Heim Friedenshort in Oehringen Cappelrain, in der Aussengruppe Waldenburg. Andre hat ihr angeblich mal Drogen eingefloesst und sie willig gemacht, sie hatte total Angst vor ihm und als sie ihn wieder getroffen hat in der Gruppe fing sie an zu heulen. Das war echt buehnenreif.

Frage

– kannst Du Dir vorstellen, dass sie umfassende Aussagen bei Polizei zu diesen Neonazis machen wuerde?

Seite 10

Bandini

– ich kann mir gut vorstellen, dass sie bei einer entsprechenden Chance alles erzaehlen wuerde, was sie weiss.

Frage

– was weisst Du ueber Tracy Atkinson?

Bandini

– ich habe sie persoenlich nie kennen gelernt, sie war irgendwann spaeter in dieser Gruppe als ich nichts mehr mit denen zu tun hatte und ist jetzt die Freundin von Welpe, Spitzname fuer Christian Spang.

Frage

– sagt Dir der Name Nelly Ruehle etwas?

Bandini

– von Ihr hat mir Flo erzaehlt, ich glaube sie war auch auf diesem Aufmarsch am 1 Mai 2011 in Heilbronn dabei und oefters auf Rechtsrockkonzerten, wo Flo unterwegs war.

Frage

– Kennst Du die Gruppe „Naked But Armed”?

Bandini

– nein sagt mir nichts.

Frage

– woher hatten diese Leute die Hakenkreuzfahnen, die ganzen Dinge?

Bandini

– Flo hatte selbst eine Hakenkreuzfahne, die er dann immer mitbrachte. Ich kann mich noch daran erinnern, dass Flo seine erste Nazi-Bomberjacke von Matze geschenkt bekommen hat. Welpe hatte zwei Hakenkreuzflaggen und schenkte spaeter eine diesem Keule, Spitzname fuer Denis Gensmantel. Ich war schon bei Christian Spang Zuhause, er wohnte damals bei seinem Bruder und hatte dort ein Zimmer. In diesem Zimmer waren Hakenkreuzflagge, Reichskriegsflagge, Poster von rechtsextremen Musikgruppen, z.b. Stahlgewitter. Giggi und die braunen Stadtmusikkanten. Wir haben auch ueber das NSU Lied gelacht. Welpe war oefters im Knast, einmal wegen einem Brandanschlag auf ein Asylantenheim hinter dem CDU Gebaeude. Er verwechselte wohl das CDU Gebaeude mit dem Asylantenheim. Er ist sehr militant und einer der NSS Leute.

Frage

– kannst Du mehr ueber diesen Welpe alias Christian Spang sagen?

Bandini

– Welpe war Anti-Antifa und versuchte immer mit denen zu schlaegern. Wobei er oefters den Kuerzeren zog. Es war einmal geplant, einen Neger an-zu zuenden. Welpe ist sehr eng mit diesem Worf Kroner.

Frage

– was weisst Du ueber diesen Worf Kroner?

Bandini

– Worf Kroner ist der aelteste dieser Leute, Langzeitarbeitsloser, er erzaehlte, dass er aus Suedafrika ist, waere ein Sprengstoffexperte. Leider hat er bei einem versuchten Bombenbau sich den halben Fuss weg gesprengt. Und war noch ganz stolz darauf. Ausser auf Kanacken, Neger und Zecken zu schimpfen, mit dem Gettoblaster mit Nazimusik auf Schulter faellt mir zu ihm wirklich nichts ein. Wir haben ihn eher als Spinner gesehen. Flo war mehr auf die wirklichen Kameradschaften aus. Mit Worf kostete es nur zuviel Geld wegen Bier. Und irgendwann wurde es langweilig, dieses Heil Hitler schreien.

Frage

– was gab es fuer Gespraeche in dieser Gruppe?

Bandini

– es drehte sich immer nur im Kreis, die Auslaender nehmen uns die Arbeitsplaetze weg, es ging mir persoenlich auf Geist, weil es immer das Gleiche war. Hitler hatte, recht, wir sind die Groessen, dabei arbeiteten die anderen und die Nazis benahmen sich wie Penner. Kanacken sollen dahin, wo sie herkommen und bei Adolf waeren sie schon vergast. Deutschland wurde Kanackendeutschland genannt. Welpe hat immer grosse Reden gehalten, proletenmaessig, mit viel Ueberzeugung. Es ging immer wie gut es frueher im deutschen reich war und wie Scheisse es heute ist. Nur hat er ansonsten nichts auf Reihe bekommen.

Frage

– was war mit diesem rechten Musiktreffen?

Bandini

– damit ist GOND gemeint. Das ist eine Mischung aus Hardrock und Rechtsrock. Ich habe Dir ja auf dem Bild alle Leute gezeigt, die dort waren. Die gehen dort jedes Jahr hin, es ist in Bayern gewesen. In Rieden.

Bandini

– dann gab es noch das Fest der Voelker, daraus machten diese Leute jedoch ein grosses Geheimnis und ich weiss nichts darueber, es muss irgendwo in Thueringen sein.

Frage

– mich wuerde nochmals dieser Brandanschlag auf das CDU Gebaeude interessieren, was weisst Du speziell darueber?

Bandini

– ich kam 2010 an die Harmonie und da war Welpe (Christian Spang) gerade aus dem Knast. Er erzaehlte von diesem Anschlag.

Frage

– in welchem Knast war Christian Spang?

Bandini

– zuerst war er in Heilbronn in der Steinstrasse und wurde dann nach Stammheim verlegt.

Frage

– kannst Du das mit diesem Anschlag konkretisieren?

Bandini

– Welpe erzaehlte, dass man eigentlich im Kellerbereich des CDU Gebaeudes an der Gasleitung einen Brandsatz setzen wollte um auch das dahinter liegende Asylantenheim zu erwischen. Er meinte, da diese CDU nur Scheisse ueber die NPD erzaehlen wuerde, wollte man auch diese Partei treffen.

Frage

– kennst Du Mittaeter dieses Anschlages?

Bandini

– spontan faellt mir niemand dazu ein, es waren jedoch von den aelteren Neonazis aus Heilbronn wohl welche dabei.

Frage

– gab es noch andere Aktionen dieser NSS Truppe?

Bandini

– es gab Aktionen gegen die Antifa in Heilbronn, Schlaegereien und Abpassen von einzelnen Personen, eben solche Dinge.

Frage

– gab es Hakenkreuzschmierereien und Sachbeschaedigungen?

Bandini

– NPD Hassaufkleber, einmal weiss ich von einem Hakenkreuz an ein Gebaeude, ansonsten faellt mir gerade nichts dazu ein.

Frage

– gab es Verbindungen in andere Staedte?

Bandini

– nach Stuttgart gab es gute Verbindungen, Welpe ist auch mit den Hooligans dabei, er hat auch enge Kontakte zu Personen nach Leipzig.

Frage

– ich zeige Dir ein Bild, welche Leute erkennst Du von links nach rechts?

Bandini

– (Wartberg bei Heilbronn) Florian Heilig, Worf Kroner, Anika (Nachname unbekannt) Denis Gensmantel, Ruben Elsner.

Frage

– ich zeige Dir ein weiteres Bild auch von links nach rechts?

Bandini

– (Bahnhof HN) Klaus (Nachname unbekannt) Buzz (Orginalname kenne ich nicht) Markus Schaich, Michael Rainhardt, Pierre Haustein, Naechste komplett unbekannt, Christian Spang, Denis Gensmantel, Worf Kroner.

Frage

– ich zeige Dir zwei Bilder von einem Mann?

Bandini

– das ist Heiko Weiss.

Frage

– zeige Dir ein weiteres Bild mit einer Standartenfahne?

Bandini

– der mit dem Kuehnengruss ist Worf Kroner, der andere ist Christian Spang.

Frage

– ich zeige Dir ein von Florian Heilig um 23.58 Uhr am 15 September 2013 aufgenommens Photo eines PKWs? Kennst Du diesen PKW?

Bandini

– nein!

Frage

– ich zeige Dir ein Bild einer Person?

Bandini

– das ist Alexander Neidlein, er ist der Chef der NPD.

Frage

– ich zeige Dir ein Polizeibild?

Bandini

– der sieht ja genauso aus wie Neidlein.

Frage

– ich zeige Dir ein weiteres Bild von einem Mann?

Bandini

– das ist Stefan aus Ilshofen, ich kenne ihn jedoch nur vom sehen.

Frage

– ich zeige Dir ein weiteres Bild von einem Mann?

Bandini

– das ist Matze Brodbeck.

Frage

– ich zeige Dir zwei weitere Polizeibilder?

Bandini

– die gleichen dem Matze Brodbeck.

Frage

– ich zeige Dir ein Bild eines Mannes?

Bandini

– das ist der Typ aus Stuttgart, der oefters bei Flo war, ich bin froh wenn ich ihn nicht sehen muss. Ich kenne ihn nur als Markus.

Frage

– ich zeige Dir ein weiteres Polizeibild?

Bandini

– der sieht aus wie dieser Markus. (Anmerkung – Es handelt sich um Markus Frntic)

Frage

– ich zeige Dir ein Bild einer Frau?

Bandini

– woher hast Du dieses Bild, das ist doch ein Polizeibild, ich denke, das ist diese durchgeknallte Uschi aus LB. Die war oefters bei Demos in HN und am Feiern mit Flo.

Frage

– weshalb nennst Du diese Frau Uschi?

Bandini

– sie stellte sich bei den Leuten eben als Uschi vor, kennen tue ich sie nicht. (Anmerkung, es handelt sich um Barbara Eichelbaum).

Frage

– was sagt Dir der Name Nelly Ruehle?

Bandini

– ich weiss nur, was Flo dazu erzaehlte, dass die eine Friseuse aus Ilshofen waere, er war oft in Ilshofen ueber den Andre Haug und den Matze Klabunde. Persoenlich kenne ich sie nicht, nur vom sehen bei Demos.

Frage

– was erzaehlte Florian Heilig zu KKK Strukturen?

Bandini

– ich weiss halt, dass praktisch alle diese Suedstaatenflaggen haben und von den Kaputzenmaennern redeten wenn es um Neger ging, direkt gab es zum KKK keinen Bezug.

Frage

– hast Du schon einmal etwas von der Rechtsanwaeltin Nicole Schneiders gehoert, die frueher unter dem Namen Schaefer in Oehringen lebte?

Bandini

– ich weiss nur, dass es eine Anwaeltin ist, die Nazis vertritt und Matze Klabunde kennt sie wohl sehr gut.

Frage – Wir haben ja anhand der Akte der STA Stuttgart zu Florian Heilig mit dem Aktenzeichen 5 UJs 8127/13 umfangreiche Dinge erarbeitet, was wir jedoch momentan getrennt halten. Wuerdest Du Dich unter hoechsten Sicherheitsmassnahmen und weil Du nur ein Treffen ausserhalb Deutschland wuenscht, bei kompletten Schutz fuer Dich und deine

„Gesamte Familie” in unserem Beisein mit zwei LKA Beamten treffen und eine verwertbare Aussage taetigen?

Bandini

– unter diesen Umstaenden und wenn solange, bis dies alles gewaehrleistet ist, mein Name komplett geheim bleibt, wuerde ich hier bei Dir in deinem Beisein mit zwei LKA Beamten sprechen. Ansonsten nein!

Bandini

– ich habe meinen Freund Flo durch solche Dinge verloren, er wurde umgebracht, ich habe in der Presse gelesen, dass ein Neonazi der in einem Zeugenschutzprogramm war wohl umgebracht wurde mit Blitzdiabetis, ich werde nur hier ein Gespaerch fuehren. Und meine Familie muss auch einverstanden sein.

Bandini

– ich moechte auf garkeinen Fall, dass die Polizei meinen wirklichen Namen erfaehrt. Erst wenn man auf meine und die Sicherheit meiner Familie achtet. Mit leeren Versprechungen lasse ich mich nicht kaufen. Ich will auch, dass der Mord an Flo aufgeklaert wird.

von zschäpes punker-fick, treffen mit altnazis in hessen und nrw, mundlos’ unschönem köfferchen ohne sprengstoff und einem tendenziell störenden bauch

bis vor einigen monaten haben wir hier immer auch eine aufzählung der zeugen einer kommenden prozesswoche geliefert, diese veröffentlichen aber ja inzwischen sprichwörtlich hinz und kunz. ohnedies haben wir viele inhalte in diese facebookgruppe ausgelagert. in der ersten sitzungswoche nach ostern wird jedenfalls neben vielen zeugen zu banküberfällen ein zeuge erwartet, der die vergangenen monate bereits zwei mal geladen war. und das OLG presseteam schafft es – irgendwie auffällig – heute zum dritten mal in folge bei diesem herrn anders als bei nahezu allen anderen vorschauen keine silbe zu verlieren, warum er in münchen erscheinen soll, zu welchem “beweisthema”. dabei fanden sich teile seiner früheren aussagen bereits 2012 im spiegel – er war derjenige, der kolportierte, dass zschäpe vor den uwes mit einem stadtbekannten punk zusammen gewesen sei…

aleksander harisanow ist jahrgangg 1974, in der 5. oder 6. klasse sei er in einer parallelklasse von mundlos gewesen, in der folge betrieb man gemeinsam radsport, gemeinsam mit andreas reinl, der kurz vor ostern in münchen gehört wurde und mundlos als fan von “paulchen panther” sprüchen beschrieben hatte.  bis 98 habe man zumindest losen kontakt gehabt, nach dem “abtauchen” habe wohlleben ihn gebeten mundlos’ fahrrad zu verticken, damit die drei geld für ihre flucht haben. in seiner vernehmung ende 2011 äußerte er sätze wie “Unsere letzte gemeinsame ,Aktion” war beim ,Fest der Völker” auf der Burg” Lobdeburg, da bin ich das letzte Mal abends mit Uwe unterwegs gewesen. Mit Aktion meine ich, dass wir uns dort ins Feuer gucken und ein Bier trinken wollten. Mehr möchte ich mit dem Wort ,Aktion” nicht ausdrücken. Auf der Burg wurde das Gedankengut dann jedoch so sehr nationalsozialistisch, dass der Kreis für mich nicht mehr akzeptabel war. Da Sie mich fragen, an welche Personen ich mich noch erinnern kann, welche ebenfalls dort waren: Ich kann mich dort nur noch an den Kapke als Redner erinnern, der Wohlleben war zu dumm, um Reden zu halten. Jedenfalls damals.”

oder “Es gab auch bei früheren gemeinsamen ,Aktionen’ Zwischenfälle mit Körperverletzungen bei Schlägereien. Dies geschah meist bei Besuchen in einer ,Dorf-Disco”.. wo das genau war, weiß ich nicht mehr. Ich war damals meistens Fahrer, weil ich nüchtern blieb. Nüchtern blieb ich wiederum, weil mir klar war, dass es im Rahmen dieser Besuche zu Auseinandersetzungen kommen konnte. Obwohl ich mich optisch von den anderen Mitfahrern unterschied und auch deren Gedankengut nicht mittrug, fuhr ich aus meiner Sicht gemeinsam mit Uwe dorthin. Es kam auch nicht jedes Mal zu körperlichen Auseinandersetzungen. Es gab auch Abende, die ganz normales Weggehen waren. Ich war einfach mit meinem Freundeskreis.unterwegs und es hat sich so ergeben, dass ich gefahren bin. So ca. im Zeitraum 1994-1996 war das, da waren meistens die Zschäpe, manchmal der Kapke, immer der Uwe Mundlos, auch der Böhnhardt war damals relativ selten dabei. Uwe Mundlos war klar als Nazi zu erkennen äußerlich. Ich selbst hatte zwar kurze Haare, trug jedenfalls aber keine szenetypische Kleidung und hatte ja auch gedanklich nichts mit deren Ansichten zu tun.”

auf frage der vernehmungsbeamten: “Sie sind 1998 auch nicht von der Polizei besucht worden? Es hat Sie noch nie jemand befragt?” antworte er “So eine Situation wie hier gab es nie. Mir ist dazu nichts in Erinnerung, das hätte ich mir gemerkt, also nein.” – und auch nach “allgemeiner” aktenlage scheint harisanow tatsächlich vor dem “auffliegen des nsu” tatsächlich nie von der polizei oder anderen behörden “interviewt” worden zu sein.

wie selbstverständlich äußerte er dafür ende 2011 auch den verdacht, dass mundlos in den späten 1990ern von hausdurchsuchungen gegen sich gewarnt war – er vermutet durch die entsrechenden behördlichen kontakte von brandt; auch machte er sich schon in seiner jugend angeblich tiefere gedanken woher kapke und co gelder für zeitungen oder die ausrichtungen von festen (der völker) hatten…

“Aus heutiger Sicht möchte ich es so formulieren, dass es sicherlich von außenstehenden Personen, die ich nicht kenne, Finanzspritzen gegeben haben müsste. Auf ihre Frage hin möchte ich sagen, dass ich damit nicht das Elternhaus von Uwe Mundlos meine. Ich kann ihnen auch keine konkreten Personen benennen, ich erinnere mich aber an Einladungen von ,Altnazis”, wie sie Uwe nannte. Ich weiß, dass diese Treffen einmal in Hessen und einmal in NRW stattgefunden haben. Das war noch bevor Uwe aufs Ilmenau-Kolleg gegangen ist und ich erinnere mich auch noch, dass Uwe in dem Zusammenhang von einer finanziellen Basis und davon gesprochen hat, dass diese ,Altnazis” den Nachwuchs im Osten unterstützen wollten.”

im märz 2012 gab es eine weitere vernehmung – dort ging es u.a. erneut um brandt:

“Sie sagten, dass Tino Brandt eine ,doppelte Arbeit’ macht? Wie meinen Sie das?” Antwort: “Ich weiß, dass der Brandt einer von den höheren Personen in der Hierarchiestruktur war und dass er für die Außendarstellung, also die Presse verantwortlich war. Und eine Aussage, die Uwe mal gemacht hat war, dass Brandt auch Informationen an den Verfassungsschutz weitergegeben hat, die innerhalb der Szene intern bleiben sollten. Das war aber nur eine Vermutung von Uwe. Erzählt haben muss er mir das schon während seiner Armeezeit in Bad Frankenhausen, und Uwe sagte mir damals auch, dass er selbst Kontakt zum Verfassungsschutz hatte. In seiner Armeezeit ist er wochenweise seinem Wehrdienst nicht nachgekommen und hatte deshalb Probleme, die durch Feldjäger dahingehend geklärt wurden, dass diese seine Anwesenheitspflicht durchgesetzt haben. Deshalb war er gelegentlich in seiner Kaserne in Bad Frankenhausen im Arrest und dort soll er Kontakt bzw. Besuch vom Verfassungsschutz bekommen haben. Ich vermute, dass er bei diesen Besuchen gemerkt hat, dass es einen Informanten aus der rechten Szene geben muss.”

oder um das magische thema sprengstoff

“In Ihrer ersten Vernehmung haben Sie gesagt, Uwe hätte Ihnen kurz vor seinem Abtauchen gesagt, dass es für ihn gefährlich werden könnte. Wie hat Uwe das gemeint?” Antwort: “Den Bezug dazu hat er über das unschöne Köfferchen, das auf dem Theatervorplatz in Jena platziert wurde hergestellt. Das sollte ihnen angelastet werden, obwohl sich in dem Koffer gar kein Sprengstoff befunden haben soll, sondern nur ein Hakenkreuz außen. Er hatte damals laufend Kontakt zur Polizei und sagte mir, dass kein Sprengstoff in dem Koffer war, so ermittelt wird, als wäre Sprengstoff drin gewesen.”

und last but not least ging es in vernehmung nummer zwei um das richter götzl wohl am meisten interessierende: mundlos als radfahrer. der zeuge ist sich schließlich sicher: “Wir sind lange Freunde gewesen und ich habe auch eine Vorstellung von seiner Bewegung im Kopf. Ich habe aufgrund meines Berufes als Trainer für den Radsport ein Auge für die Bewegung. Ich kann meine Sportler anhand ihrer Silhouette in Bewegung erkennen, da brauch ich kein Gesicht dazu.”

nach vorführung eines  rund siebenminütigen clips der im vernehmungsprotokoll als “das Tätervideo Keupstraße vom 28.02.2012″ ausgewiesen wird (was aber wohl meint, dass an jenem tag aus den teils 2004 veröffentlichten videosequenzen von “viva” 2012 etwas behördenintern zusammngestellt wurde) sagte harisanow: “Wäre die Sequenz herausgelöst aus dem Zusammenhang gezeigt worden hätte ich niemanden erkannt. In diesem Zusammenhang würde ich den Herrn mit den beiden Beuteln und den beiden Fahrrädern als BÖHNHARDT erkennen und den, der das Fahrrad mit dem Hardcase geschoben hat als MUNDLOS erkennen. BÖHNHARDT ist erkennbar durch seine abstehenden Ohren, die angelegten Ellenbogen sowie die nach außen gerichteten Füße. MUNDLOS ist derjenige mit dem einzelnen Fahrrad mit dem Hardcase, er hat einen geraden Gang, gerade nach vorn gesetzten Füße, eckige Schultern. Er wirkte schlank und relativ groß. Auch sieht es aus, als hätte MUNDLOS einen Bauch. Das stört mich etwas, weil ich ihn nur durchtrainiert kenne. Ich möchte mich auch nicht zu hundert Prozent festlegen, da dafür die Bildqualität insgesamt zu schlecht ist und die Bewegungen nicht fließend, sondern abgehakt aufgenommen sind. Ich würde meine Einschätzung als höchstens 50% angeben.”

Ein Jahr voller Ungereimtheiten oder: wo steht der NSU-Prozess wirklich

tasche_screeshot

Screenshot”ausriss” als Beleg/Zitat, dass die Nachrichtenagenturen afp/dpa, wie sie anhand ihrer öffentlichen Fotoarchive dokumentieren, alle paar Tage live erleben, wie eine bestimmte Polizistin den Büttel für Zschäpe macht.

Quizfrage: Was denken Sie, wie wird der Prozess für die Teilnehmenden und für die Nachwelt protokolliert? a) es gibt Bildaufzeichnungen; b) es gibt Tonaufzeichnungen; oder c) es wird professionell stenografiert. Die Auflösung ahnt kaum jemand. Die richtige Antwort ist nämlich nicht dabei. Der Prozess wird offiziell überhaupt nicht aufgezeichnet – nicht einmal für die Politik- oder Justiz-Wissenschaft. Dabei ist er einer der wichtigsten in Deutschland seit Jahrzehnten mit der beispiellosen Mordserie an neun Geschäftsleuten mit migrantischen Wurzeln und mindestens zwei Bombenanschlägen. Auch der Mord an einer Polizistin wird den rechtsextremistischen Tätern angelastet. Hinzu kommen noch zahlreiche Banküberfälle und eine Brandstiftung. Über fünf Angeklagte wird vom Staatsschutzsenat des Münchner Oberlandesgerichts verhandelt. Fünf Richter, vier Bundesanwälte, elf Verteidiger und knapp 60 Anwälte für rund 80 Nebenkläger beschäftigen sich mit dem National-Sozialistischen Untergrund (NSU), von deren angeblich drei Mitgliedern zwei – Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos – tot sind. Die Anklageschrift gegen die Hauptverdächtige – Beate Zschäpe – umfasst knapp 500 Seiten. Über 600 Zeugen hatte die Bundesanwaltschaft benannt, nicht einmal die Hälfte sind bis zur Stunde angehört worden.

Das morgendliche Prozedere an Verhandlungstagen ist immer das Gleiche: Vor dem Beginn warten Fotografen und Kameraleute auf die Angeklagte. Es werden die obligatorischen Bilder von der Seite, besser: vom Rücken der Zschäpe geschossen. Dann verlassen sie den Saal und der Prozess beginnt – in der Regel mit knapp 30 Minuten Verspätung. Während sich so viele Medienkollegen Gedanken darüber machen, warum diese Frau “Batterien von Bonbondosen” vor sich aufbauen darf, warum sie lächelt oder in den Pausen Sudoku spielt, beachtet keiner, dass beim Eintreten – im Unterschied zu anderen Polizeibeamten, die dort vertreten sind – eine ganz bestimmte Staatsbedienstete, wenn sie gerade mal Dienst hat, für Zschäpe den Büttel macht und ihr die Tasche trägt, obwohl sie doch diese Szene bereits x-fachst im Bild haben. Aber das nur nebenbei.

Die fünf Angeklagten 

Carsten Schultze: der 34-Jährige ist der einzige, der bis jetzt in freier Rede gesprochen hat und sich mehrere Tage lang umfangreich den Fragen gestellt und diese auch beantwortet hat. Er hat gestanden, Mundlos und Böhnhardt eine Pistole mit Schalldämpfer – angeblich im Auftrag von Ralf Wohlleben, dem weiteren Angeklagten – geliefert zu haben. Zschäpe soll, falls Schultze sie nicht deckt, nicht in unmittelbarer Nähe bei der Übergabe dabei gewesen sein. Bei dieser Waffe soll es sich um die Ceska handeln, mit der acht türkische und ein griechischer Unternehmer getötet wurden. Die Anklage gegen Schultze lautet auf Beihilfe zum Mord. Nach seinen Angaben hatte er sich vor Jahren von der Neonazi-Szene gelöst und war nach Düsseldorf gezogen, wo er Sozialpädagogik studierte. Er befindet sich im Zeugenschutzprogramm.

Schultze ist der einzige, der betroffen wirkt und anscheinend mitleidet, wenn es beim Prozeß um konkrete Mordtaten ging. Er ist der jüngste der Mitangeklagten und fühlte sich nach seinen Angaben als Heranwachsender, ab Mitte der 90er Jahre, stark von der Neonazi-Szene angezogen. Mit 13 bemerkte er seine homosexuellen Neigungen und machte die Erfahrung, dass wenn man zur “Szene” gehörte, andere Respekt vor einem hätten. Dem Grundtenor seiner Schilderungen nach war er ein Mitläufer, ein „Kleener“, wie man ihn genannt habe. ABER vergleicht man seine Aussagen heute mit dem, wie er damals – auch vom Äußeren her – wohl durchgehend aufgetreten ist, bekommt man als Beobachter stark den Eindruck, dass Schultze seine Rolle klein redet. Sozialisiert u.a. mit dem Neonazi-Musikprojekt „Zillertaler Türkenjäger“, erzählt der nun vermeintlich Geläuterte von früheren Feindbildern, von einer umgeschmissenen Dönerbude, vom Gemeinschaftsgefühl bei Demos, bei denen die Busfahrten zu Zielorten so lustig gewesen seien.

Kann man Schultzes Aussagen hundertprozentig trauen, oder sind sie aus Selbstschutz unehrlich. Zum Beispiel das Thema “wo und wann?” bei der Ceska-Übergabe: Schultze hat erstaunlich gute Erinnerung daran, wie Wohlleben mit  behandschuhter Hand die Waffe bei sich zu Hause geprüfte hätte, nachdem er sie in dessen Auftrag besorgt hatte. An den Übergabeort in einem Chemnitzer Café a la Galeria Kaufhof denkt er ähnlich gut zurück: speziell an den Ablauf einer Szene, wie er zusammen mit Böhnhardt und Mundlos gesessen haben soll, als Zschäpe dazugekommen sei, um eine Anwaltsvollmacht zu unterschreiben. Allerdings gab es die Chemnitzer Galeria Kaufhof erst ab 2001, und das wohl einzige andere Kaufhaus in Bahnhofsnähe was seinerzeit zu seinen Schilderungen wo die „Uwes“ Schultze in Empfang genommen hätten passen könnte, besaß nur ein Stehcafé. Sitzen wie es der Wahldüsseldorfer schilderte scheint auch dort undenkbar. Der erste Mord der Ceska-Serie an Enver Simsek geschah jedenfalls im Jahr 2000. Was dann hieße, dass die genannte Waffe bereits im Umlauf war, bevor sie Böhnhardt und Mundlos erreichte. Im Übrigen hat Schultze die dem Vernehmen nach im Brandschutt in Zwickau gefundene Ceska bis zur Stunde noch nicht einmal ansatzweise eindeutig identifiziert.

billardkugelmeetsverfassungsschutz

Olaf Klemke und Nicole Schneiders sind beide Verteidiger von Ralf Wohlleben – Foto-Copyright: das ZOB

Ralf Wohlleben ist neben Zschäpe der einzige der Angeklagten, der in Untersuchungshaft sitzt. Ihm wird Beihilfe zum Mord vorgeworfen. Über ihn hat man im Prozess im Prinzip nichts Neues bzw. Relevantes erfahren, was die Behörden nicht schon vor Mai 2013 wussten. Bereits seit den ersten Wochen nach Auffliegen des sogenannten NSU-Trios verfügt die Polizei über ein MacBook, das bei der Durchsuchung in Wohllebens Wohnung vorgefunden wurde. Nach der Grob-Auswertung stellte man unter anderem fest, dass von diesem Gerät, mit dem Absender „terrorzellew@aol.com“, Massenmails verschickt worden waren. Auch dieser Punkt hat im Prozess trotz des lautmalerischen Mailkontonamens noch überhaupt keine Rolle gespielt. Indes war Wohlleben – der 39-Jährige zählt zu den führenden Neonazis im Freistaat Thüringen – stellvertretender Landesvorsitzender und Pressesprecher der NPD Thüringen sowie Vorsitzender des NPD-Kreisverbands Jena und hatte bereits mehrmals Bekanntschaft mit dem Rechtsstaat gemacht. Im Jahr 2000 wurde er zusammen mit dem weiteren namhaften Neonazi Andre Kapke (s.u.) verurteilt wegen Körperverletzung und Nötigung. 2007 wurde Wohlleben zudem wegen übler Nachrede gegen einen NPD-Aussteiger verurteilt. Auch ist er einer der führenden Köpfe beim Thüringischen Heimatschutz (THS), angeführt von dem ehemaligen V-Mann und Neo-Nazi, Tino Brandt. Der THS gilt als Brutstätte des NSU. Wohlleben war einer der schlimmsten und lautstärksten Agitatoren der rechten Szene, Organisator und Veranstalter zahlreicher Kundgebungen und Demonstrationen, darunter zum Beispiel dem „Fest der Völker“ 2005, einer der dubiosesten Rechtsrockveranstaltungen hierzulande. Wohlleben hatte offenkundig die besten Kontakte zu den „Dreien“ vor ihrem „Abtauchen“, er hat wohl – dafür spricht nicht nur die Aussage von Schultze – die Mordwaffe Ceska mitorganisiert, und es wäre sehr unplausibel, wenn der Kontakt mit Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe danach einfach so abgebrochen wäre.

Besonders spannend sind seine zwei Haupt- und ein Ersatzverteidiger. Fangen wir mit Letzterem an: Wolfram Nahrath. Ginge es nach Wohlleben, so hätte auch er gerne drei offizielle Hauptverteidiger, wie Zaschäpe. Nun muss Nahrath, NPD-Mitglied und bekennender Rechtsradikaler, den Ersatzmann spielen, wenn Nicole Schneiders und Olaf Klemke mal nicht antreten können. Nahrath, der als Vorsitzender der mittlerweile verbotenen Wiking-Jugend in die Fußstapfen seines Vaters trat, ist ein bevorzugter und bei Gegnern dieses Gedankenguts als gemeingefährlich eingestufter Redner bei NPD-Demos.

Ganz so plump tritt Nicole Schneiders nicht (mehr) auf. Ihrem Mandanten ist sie nicht nur durch ihre frühere Tätigkeit in Jena als Wohllebens Stellvertreterin als NDP-Kreisvorsitzender vertraut. Durch sie gibt es zwischen Wohlleben und einer der ältesten Rechtsrockbands „Noie Werte“ eine direkte Verbindung. Nicht nur über den ehemaligen Kanzlei-Kollegen von Schneiders, Steffen Hammer, sondern auch über den Gittaristen Andreas Graupner, der um 2002 bei der „Band“ eingestiegen und bis zu deren Auflösung 2010 dabei war, besonders spannend. Dennn: mit “Musik” dieser “Band” wurden Vorgängerversionen des so genannten Bekennervideos des NSU unterlegt. Der Blood&Honour-Mann Graupner diente wohl als Kontaktmann zwischen dem „Trio“ und Wohlleben.

Der dritte im Bunde der Wohlleben- Verteidiger, Olaf Klemke, erscheint mit seinen Befragungen teilweise richtig ekelerregend. Als Gamze Kubasik, die Tochter des in Dortmund ermordeten Mehmet Kubasik als Zeugin kam, sprach er sie zu Hänselungen ihres kleinen Bruders auf der Straße an. Es ging um die Zeit direkt nachdem Ermittler und Presse ihre Familie mit unhaltbaren Verdächtigungen in den Schmutz gezogen hatten. Klemke wollte wissen, welcher Nationalität diese Hänseler denn gehabt hätten. So schwer es uns auch fällt einzuräumen: Klemke wirkt an anderen Stellen des Prozesses durchaus kompetent, aber hält sich die letzten Monate – nicht so auffallend, wie Zschäpes Verteidigung, aber eben doch – auch mit ernsten Sachfragen die sich zum Wohl seines grausigen Mandanten aufdrängen sehr zurück.

fett_feist_fascho

Der Anblick kann nicht zur Mittagspause auf den Magen schlagen: Andre Eminger ist einer von den drei Hauptangeklagten, die nicht im Gefängnis sitzen. Nur Zschäpe und Wohlleben verbringen die Zeit außerhalb der Verhandlungen hinter Gittern. Fotocopyright: das ZOB

Andre Eminger: seine zwei Anwälte wirken teilweise auch obskur, und das nicht primär deshalb, weil sie im gesamten Prozeß bisher gefühlt keine fünf Mal etwas von sich gegeben haben. Darunter aber ein Antrag: der Richter möge ihren Mandanten doch teilweise von der Anwesenheitspflicht in der Hauptverhandlung befreien, weil ihn vieles ja nicht beträfe. Eminger ist wie Carsten Schultze und Holger Gerlach Freigänger und umgibt sich bei schönem Wetter in Verhandlungspausen vor dem Gericht, nicht selten mit nicht minder zwielichtigen, ultrarechts anmutenden Typen wie er selber – wenn er kein “Schauspieler” sein soll – einer ist. Dieser Antrag wurde erwartungsgemäß abgelehnt. Der 34-jährige gelernte Maurer ist nicht nur deswegen interessant, weil er mit seiner Frau Susanne (die ihrer Freundin Zschäpe gern ihre Identität lieh) nachweislich bis zum Schluss engste Kontakte mit den drei „Untergetauchten“ unterhielt. Sondern auch aufgrund einer möglichen Verfassungsschutz-Operation „Grubenlampe“.

Es geht um den Zeitraum 5. bis 8. Dezember 2006. Damals wohnten Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe in der Zwickauer Polenzstraße. Am 7. Dezember kam es im Haus zu einem Wasserschaden. Laut Anklageschrift hätten vier Zeugen Zschäpe mit Eminger bei Aufräumarbeiten gesehen. Und im Zuge der Ermittlungen zum Wasserschaden soll Zschäpe als Susanne Eminger in Begleitung des „realen“ Emingers vor der Polizei vorgesprochen haben – dass sie damals weiterhin unentdeckt blieb, ist seltsam. Denn in den Protokollen der Aktion “Grubenlampe” der Beobachter, die Eminger auch in jenen Tagen feste im Blick gehabt haben sollten, steht einiges von Wegen zur Arbeitsstelle und derlei mehr – von einem Besuch in der Polenzstraße findet sich kein Wort. In Anbetracht geschredderter Akten und einigem mehr was allein seit November 2011 bekannt wurde – wohl ohnedies nur die Spitze des Eisbergs – schließen wir es, um es höflich zu sagen, nicht aus, dass Beamte damals mitbekommen haben, wo das “Trio” Ende 2006 abgeblieben war.

Auch als nach dem angeblichen Selbstmord der „beiden Uwes“ die gemeinsame Wohnung in der Frühlingsstraße ausbrannte, war Eminger als Schaulustiger recht schnell vor Ort. Für uns steht er ohnedies in Verdacht, vielleicht sogar mehr als Zschäpe selbst, den Feuerteufel gespielt zu haben.

Holger Gerlach: Der Mann, der am Anfang des Prozesses sein Gesicht hinter einem Heft verbarg, hat scheinbar kein Problem mehr, erkannt zu werden. Er ist nominell ein weiterer Kronzeuge neben Schultze in diesem Prozess. Allerdings verweigerte er eine richtige Befragung, verlas bis zur Stunde nur eine ziemlich halbherzig wirkende Erklärung , wo er den Tatvorwurf einräumte, den Dreien unfreiwillig (Wohlleben habe sie ihm quasi zugesteckt neben anderen Mitbringseln) mal eine Waffe (def. nicht die Ceska) geliefert zu haben, und willfährig gewesen zu sein, bzgl. der Weiterreichung/Erstellung von Passdokumenten, die auf seinen Namen liefen.

Böhnhardt profitierte wohl bis zuletzt von einer Ähnlichkeit mit Gerlach – die Papiere wurden wohl oftmals für die Anmietungen der Wohnmobile verwendet. Wobei wir uns durchaus vorstellen können, dass der früh nach Niedersachsen emigrierte Jenaer hier und da unmittelbarer mitgeholfen hat – vielleicht sogar seine Familie. Aber das ist eine andere Geschichte. Gerlach hat sich jedenfalls wie Schultze nachdrücklich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt.

Und schließlich noch Zschäpe: Als Schultze – so seine Aussage während der Verhandlung – mit der Ceska im Rucksack, mit beiden Uwes in einem Café saß und die beiden Männer ihm von einer „Taschenlampe“* erzählten, die sie angeblich in Nürnberg aufgestellt hatten, sei Beate dazugestoßen und die Uwes hätten in seine Richtung „Psst“ gesagt. Für Zschäpes Verteidung ein klarer Fall, dass sie nichts von solchen Aktivitäten mitbekommen sollte – also eher ein Indiz, dass die Hauptangeklagte gar nicht so tief im Mordsumpf steckte. Es ist aber für uns naheliegender, dass sie Geschwätzigkeit ihrer „Jungs“ gegenüber Schultze nicht gut geheißen hätte und die “Uwes” daher das Gespräch abrupt beendeten. Immerhin scheint Zschäpe seit ihrerJugendzeit, ab 1998 trat sie nachweislich als aktives THS-Mitglied und Neofaschistin auf, laut Aussage zahlreicher Zeugen, eine Meisterin der Anpassung und Verstellung gewesen zu sein.

Die Anklageschrift gegen sie ist sehr lang und, nebenbei bemerkt, bis heute nicht öffentlich zugänglich! Neben Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung werden ihr unter anderem Mittäterschaft bei den zehn NSU-Morden, mehrfacher versuchter Mord (Stichwort u.a. Sprengstoffanschläge in der Probsteigasse und in der Keupstrasse in Köln) sowie besonders schwere Brandstiftung mit ebenfalls versuchtem Mord an einer Nachbarin und zwei Handwerkern vorgeworfen. Außerdem soll sie auch für die 15 bewaffneten Raubüberfälle mitverantwortlich sein. Lebenslange Haft plus anschließender Sicherheitsverwahrung wäre das Urteil, wenn alles bewiesen werden sollte, was alles andere als wahrscheinlich scheint. Während Zschäpe eisern schweigt, bewegt sich auch die Beweisführung auf oft dünnem Eis.

Fast schon in Vergessenheit geraten sind seit Prozessbeginn die Anrufversuche bei Zschäpe am 4. November 2011 von einem auf das Innenministerium Sachsen zugelassenen Handy – recht zeitnah zu der Situation, wo Mundlos im Wohnmobil Böhnhardt ermordet und sich nach der Feuerlegung im Auto selbst gerichtet haben soll. Wenig später explodierte in der Frühlingsstrasse die vom Trio angemietete Wohnung und Zschäpe beginnt ihre Reise, bis sie sich letztlich am 8. November 2011 den Behörden stellt. Seit Beginn des Prozesses gibt es viel Gossip über sie, nicht nur in der Bild-Zeitung. Schließlich schafften es ihr Herz für herumstreunende Katzen oder feuchtfröhliche Runden mit offenkundig latent rassistisch eingestellten Nachbarinnen in das an vielen Stellen übel desinformierende SZ-Theaterfilmchen, das zum Jahreswechsel von jenen gehypt wurde, die nicht mal in zehn Jahren ahnen werden, was in München wirklich verhandelt wird bzw. ausgebremst wird.

Zschäpe mutmaßlich an zwei Mord-Tatorten “live” dabei

Zurück nach Zwickau: Als die Wohnung des mutmaßlichen Trios in die Luft flog, wohnte eine alte Frau nebenan. Als das Haus abgerissen wurde, kam die mittlerweile über 90-jährige Demenzkranke, nach zwischenzeitlichem Umzug, in ein Heim. Tragisch, aber im Vergleich zu zehn Ermordeten ist ein nötig gewordenener Umzug wohl bestenfalls eine Fußnote Erwähnung wert. Denn wer sich die Fakten aus der Frühlingsstraße anschaut weiß, dass mittels der durch Benzin herbeigerufenen “Explosion” in der Wohnung der Dame keine Gefahr drohte, zumindest wenn – wie es natürlich auch hier geschah – halbwegs zeitnah eine Feuerwehr ans Set kam. Nun ist ein Jahr Prozess vorüber und die Gewichtung der Bundesanwälte Diemer und Co. zeigt, wo er angelangt ist: Diese zerstörte Wohnung ist also alles, was sich Zschäpe halbwegs sicher anlasten lässt im Moment – Stichwort Benzinspuren an ihren Socken. Oder haben Sie, liebe Leser, in den letzten Wochen oder Monaten etwas anderes vernommen? Da war nämlich eigentlich noch einiges!

Zeugen, die aussagen, dass Zschäpe an mindestens zwei Mord-Tatorten war, sollten doch der Anklage höchst willkommen sein, könnte man meinen. Aber nicht doch. Diese wurden unglaubwürdig, gar lächerlich dargestellt. Wie im Falle der Zeugin, die im Juni 2005 vor dem Mord an Ismail Yasar im benachbarten Supermarkt in Nürnberg auf eine Frau aufmerksam geworden war, weil sie sie an eine TV-Serien-Schauspielerin erinnerte. Sie hatte sie später als deren Bild durch alle Nachrichten ging als Zschäpe identifiziert. Da die Zeugin sich während ihrer Aussage an andere Details, die sie vor Jahren noch angegeben hatte, nicht mehr so erinnern konnte, wie sie angeblich (!) authentisch von Beamten in polizeiliche Vernehmungsprotokolle geschrieben wurden, stempelte die Bundesanwaltschaft sie als unglaubwürdig ab. Diemer verdrehte es gar dahin, dass die Zeugin am Ende vielleicht glaubte, die Schauspielerin (nicht Zschäpe) hätte leibhaftig vor ihr gestanden.

Dank BKA-Vorabinfos schlachten ARD-”Kollegen” Zeugen vor ihrer Einvernahme

Obgleich wir immer recht akribisch die Arbeiten der Kollegen zum NSU-Komplex sichten ist uns folgendes leider tatsächlich erst in den letzten Tagen aufgefallen, sonst hätten wir hier vor Wochen auch keinen Text von ihm zu Temme empfohlen! Zur Nürnberger Zeugin tat ein gewisser Franz Feyder von den Stuttgarter Nachrichten nicht nur bar aller Tatsachen so, als ob die Zeugin irgendetwas anderes bekundet hätte, als dass ihr die Begenung im Supermarkt wegen einer Ähnlichkeit (nicht mehr nicht weniger!) der Mimin zu Zschäpe (*1975) (ein Klick genügt, um festzustellen, dass der Gedanke daran, eine Ähnlichkeit zu erkennen, keineswegs irrsinnig ist) erinnerlich blieb. Nein. “Kackdreist” stehen da bis heute Sätze im Netz, als ob die Zeugin gar von der dicklichen Serienhauptfigur (*1952) sprach. Wer live an dem Prozesstag dabei war kann – zumindest wenn man nicht während der Sitzung wie manch ein Kollege “Risiko” (sic!) auf dem Handy spielt – unmöglich überhört und (!) übersehen haben, dass keinesfalls von der viel älteren Roseanne-Figur die Rede war, sondern von Sara Gilbert (*1975), die in der Serie die Figur der Darlene Conner gab – zumal Fotos der Schauspielerin groß projiziiert wurden an diesem Tag.

Noch perverser war, wie eine vom BKA offenkundig an den “Terrorman” der ARD- durchgesteckte Vorvernehmung einer Frau aus Dortmund ablief. Bereits vor ihrer Vernehmung im OLG wurde jene Veronika A. als  unglaubwürdig abgestempelt. Sie will Zschäpe Anfang April 2006 – just in der Stadt, in der dann wenige Tage Mehmet Kubaşık ermordet wurde – auf einem Nachbargrundstück zusammen mit beiden „Uwes“ sowie einem Skinhead gesehen haben. Die Glaubwürdigkeit sprach man ihr ab, weil sie ihre Beobachtungen erst im vergangenen Sommer einem Nebenklägervertreter anvertraut hatte. Ihre Erklärungen in München dafür waren allerdings ziemlich plausibel: Zum einen hielt sie ihre Beobachtungen für die weitere Aufklärung der NSU-Verbrechen und ihre Hintergründe nicht für besonders wichtig – denn es war ja nun klar, wer das NSU-Kerntrio war. Irgendwann, als dann zur Prozessberichterstattung auch die Existenz einer Liste mit 129 Namen (aus der dann irgendwann 400er/500er liste – auch ein Thema das anscheinend niemanden juckt) aus dem direkten oder weiteren Umfeld des sog. Terrortrios aufkam sei sie davon ausgegangen, dass man seitens der ermittelnden Beamten ohnedies sicher diverse Kontakte der Drei nach Dortmund auf dem Radar hatte. Die Großstadt in Nordrhein-Westfalen gilt schließlich nicht nur generell als Hort ziemlich vieler Rechtsradikaler, sondern war ja eine der Tatortstädte! A. nahm generell an, dass das Ermittlerwissen weitaus größer als ihr eigenes war.

Andre Kapke

Theoretisch einer der spannendsten Zeugen, die bisher geladen waren: Andre Kapke – links im Bild, daneben sein Anwalt. Foto-Copyright: das ZOB

Aber warum ging sie dann im Juni 2013, statt zu einem Anwalt, nicht direkt zur örtlichen Polizei? Das wollte auch der Vorsitzende Richter Götzl wissen. Die Antwort enthielt unter anderem eine besonders pikante Schilderung, was in den Medien bezeichnenderweise kaum Niederschlag fand: A. wohnte im Dortmunder Stadtteil Brackel in unmittelbarer Nähe einer Kneipe, von wo bei Würfelrunden des öfteren lautstarke „Sieg heil“- Rufe auszumachen gewesen wären. Sie suchte deswegen Kontakt zu den Kneipenbetreibern. Doch diese machten ihr wohl die lange Nase: Frau A. könne ja mal abends vorbeikommen, wenn es wieder mit derartigen Sprüchen laut werde. Manche Polizeibeamte seien dann ja mittendrin statt nur dabei. Und zu solch einer Polizei soll man als Bürger Vertrauen haben? Als Götzl die Zeugin entlassen wollte, stellte Nebenklageanwalt Adnan Erdal den Antrag, sie zu vereidigen – nicht weil er ihr nicht glaubte, sondern um die Bedeutung dieser Aussagen zu unterstreichen. Was abgelehnt wurde weil laut Diemer dafür keine Voraussetzungen vorlagen, die Aussage der Zeugin „nicht von ausschlaggebender Bedeutung“ sei.

Indizien, dass Zschäpe also mindestens zweimal zeitnah an einem Mordort gewesen sein kann, sollten eigentlich ein Grund zur Freude der Ankläger sein. Aber mit jeder Prozesswoche mehr fühlt man sich als Unvoreingenommener in München sprichtwörtlich im falschen Film. Zur Erinnerung: Zschäpe hat drei Anwälte, von denen zwei fast immer anwesend sind. Seit Monaten zeigen diese kaum irgend eine Regung, auch nicht bei für ihre Mandantin besonders heiklen Zeugenbeschuldigungen. Dafür intervenieren Stahl, Heer und Sturm („Wir heißen wirklich so“ – Hut ab für Jan Böhmermanns  Chuzpe mit der Musicalidee) im Grunde nur mehr dann, wenn es für den Staat wegen seiner V- bzw. MAD-Männer eng werden könnte!

Was machte der „Führer“ in Eisenach?

Exemplarisch für den Ablauf im Gericht ist der Umgang mit dem Zeugen Andre Kapke, der, wie viele geladene Neunazis, Gedächtnislücken vorschützt. Er ist mehrfachst vorbestraftes NPD-Mitglied, neben Tino Brandt, Wohlleben und beiden Uwes die bekannteste und wichtigste Figur des THS und wohl nicht umsonst „Führer“ genannt. In München erschien er von einem Szene-Anwalt begleitet und fühlte sich sichtlich nicht unwohl bei der Verhandlung. Auf die Fremdenfeindlichkeit angesprochen, sagte er, dass er sich nicht erinnern könne, „dem Ausländer selbst die Schuld gegeben“ zu haben: „Der kann ja nichts dafür, dass er da ist, das hat die Politik ermöglicht. Sie fangen ja nicht an, wenn Sie was gegen Unkraut machen, und zupfen da ein, zwei Blätter. Sie müssen schon an der Wurzel anfangen.“ Dass dieser Mann, der engst mit dem sog. NSU-Trio verbunden war, am 4. November 2011 als Böhnhardt und Mundlos im Wohnmobil starben, laut Funkzellenüberwachung nicht weit entfernt war, angeblich weil er in der Nähe einen PKW gekauft hätte und auf dem Weg nach Hause gewesen sei, sorgte erstaunlicherweise für keine kritischen Nachfragen bei den Prozessbeteiligten. Auch nicht, ob er den Kauf und die Anmeldung nachweisen könne oder diese gar tatsächlich selber vorgenommen habe. Nichts dazu, wie es zu erklären wäre, dass sein Handy zweimal in Eisenach in das Netz eingeloggt war und sein faktischer Bewegungsradius somit auch nicht zu seinen Angaben passen könne?

Dafür bestand unnötig viel Interesse, zum Beispiel daran, dass er „verunglimpft“ wurde, für das „Trio“ bestimmte Gelder veruntreut zu haben, oder dass er irgendwelche banalen Sachen bei Böhnhardts Eltern für deren Sohn abgeholt haben könnte. Sehr wohl wird aber die für Kapkes Geburtstag von seiner damaligen Freundin und Wohlleben verfasste, einzig an Tumbheit starke Zeitung im gesamten Wortlaut vorgelesen. Auch wird stundenlang mit der Verfasserin diskutiert, ob sie es zum Beispiel mit der Mordankündigung an Kanzler Schröder ernst meinte. Oder es wird reichlich Zeit mit einem fraglos extrem ekelerregenden antisemitischen Spiel „Pogromly“ verschwendet, einem „Monopoly“ nachempfundenen Brettspiel, das wohl das „Trio“ erfunden haben soll. Viel Interesse wird dann zum Beispiel auch dafür verwendet, wie oft man denn beim Spielen gelacht habe. Und so gab es bisher mindestens 20 Prozesstage die man in einem halben hätte “verhandeln” können. Oder will man Zschäpe am Ende ein Jährchen mehr aufbrummen, weil sie beim kranken Monopoly-Clown auf die Gaswerke (im Original von Parker Bahnhöfe) scharf war und über “Judenwitze” lachte?

Und draußen fährt die Polizei…

Wenig Gedanken macht sich beim Prozess hingegen über die bei einigen Mordanschlägen ziemlich nah am Set befindliche Polizei und widersprüchliche bzw. fragwürdige “Aussagen” dazu.

Oder wie sollte man folgendes werten: Nürnberg, 9. September 2000 gegen 15 Uhr wollte Andreas H. (zufällig Rettungssanitäter) nahe an einer Ausfallstraße an dessen mobilen Blumenstand einen Strauß kaufen wunderte sich, dass dieser anscheinend über einen längeren Zeitraum unbesetzt war – denn es war ihm schon beim Eintreffen ein Pärchen entgegen kommen, dass auch schon keinen Verkäufer vorgefunden hatte. So kontaktete er die Polizei. Dass man den heute 40-jährigen seitens der Behörden gleich zu beruhigen suchte, indem ihm ein Beamter bei jenem Anruf mitteilte, dass Streifenkollegen den Blumenhändler noch vor rund einer halben stunde gesehen hätten, also (sicher) alles in Ordnung sei, kommt zumindest uns “spanisch” vor. Wie konnte eigentlich – abgesehen davon, dass das Gegenteil von “OK” der Fall war, der Mordanschlag war bereits geschehen, der bereits nahezu tote Mann aber vermeintlich noch unentdeckt – der Anrufempfänger in der Zentrale wissen, ob welche Streife welchen Blumenhändler wann gesehen haben kann? Warum wird das im Gericht auch von der Nebenklage nicht vernünftig nachgefragt? Warum sollte eine Polizei beim Vorbeifahren mehr oder minder gezielt auf die Anwesenheit eines Händlers der (bzw. dessen Angestellte) dort regelmäßig seinen Stand aufschlägt, “achten”? Nach weiterem Warten alarmierte H. nochmals die Polizei. Als die dann kam, fand sie Simsek in seinem Mercedes-Transporter niedergestreckt.

sneak2

In wenigen Tagen erscheint als Printzeitschrift eine größere Publikation von uns, die weit über die reine Prozessbeobachtung hinausgeht: wir zeigen u.a. bisher unveröffentlichte Zusammenhänge rund um die Mordfälle von Kassel und Heilbronn, inkl. dem offenkundig vertuschten Mord an Florian Heilig, er stand kurz vor einer geplanten Aussage beim LKA zu einer Art Schwesterorganisation des “NSU” u.v.m. – Sie können sich gegen Überweisung von 4,00 € (2 Euro für die Zeitschrift, 2 Euro Porto und Verpackung) mit Angabe Ihrer Postadresse im Verwendungszweck ein Exemplar sichern: Kt.Nr.: 5408979333 BLZ: 50010517 (ING DiBa) – IBAN DE78 5001 0517 5408 9793 33 – BIC INGDDEFF. Die Zustellung erfolgt ca. zum 19. Mai.

Was hat es mit einem bordeaux-farbenen BMW-Combi auf sich, einem zivilen Polizei-Einsatzfahrzeug, das beim Tattag Yasar im Juni 2005 – wiederum in Nürnberg – offenkundig auffällig wurde? Nebenklage-Anwalt Narin hatte das mal versucht in den Prozess einzuführen – letztlich wohl vergeblich. 

Noch merkwürdiger ist die Geschichte der Schwiegemutter des ersten Münchener Opfers: Folgender Komplex zu Habil Kılıç – sein Laden in der Bad-Schachener-Straße: lediglich vier Häuser von einer Verkehrspolizei-zeiinspektion entfernt! – wurde, wie übrigens auch der übernächste Aspekt aus Hamburg, “selbst” von der Initiative „nsu-watch“ ausgeklammert. Obwohl diese behauptet ernsthafte Protokolle der Verhandlungstage abzuliefern. Anspruch und Wirklichkeit klaffen bei den “Kollegen” vom ersten Prozesstag an jedoch gravierend auseinander. Wenn da nicht gar Methode dabei ist, so staatshörig sich das vorgebliche “Aufklären und Einmischen” Projekt gibt, das – wie das ihm sehr nahestehende “apabiz” mit den “Rechten” an der NSU-Paulchen-Panther-DVD – ungeklärte Summen wohl auch aus Töpfen der Partei “Die Linke” bezieht. Soviel zur Unabhängigkeit. Fakt ist, die Schwiegermutter des vierten Mordopfers berichtete vor dem OLG davon, dass ihr seinerzeit auf einer Polizeiwache – auf die sie erst mittels Anruf eines Bekannten beordert worden war – erst nach dreieinhalbstündiger Vernehmung vom Tod ihres Schwiegersohnes berichtet worden sei. In der Zeit davor habe man sie ausgefragt und wie eine Verdächtige behandelt. Und als ob das nicht schon fragwürdig genug gewesen wäre schwor die Zeugin vor Gericht nun sprichwörtlich Stein und Bein, dass sie bereits am frühen Vormittag kurz nach 9 Uhr des Tattags auf die Wache in der Bayerstraße einbestellt war. Unter anderem um Fragen à la „Wie haben sie sich mit Ihrem Schwiegersohn verstanden?” zu beantworten. Und das eben, obgleich der Mord – nach allem, was man weiß – erst gegen 10.30 Uhr begangen wurde…

Am greifbarsten scheint polizeiliches Mitwissen am Tatort Hamburg rund um den Laden von Süleyman Tasköprü. „Unmöglich, dass sie es nicht mitbekommen haben!“ Der Vater des Ermordeten wiederholte diesen Satz mehrfach in München vor Gericht – jeden Tag zur Tatzeit wären zahlreiche Polizisten in Hörweite zur Mittagspause gewesen. Eine Aussage die man sich nicht ungesehen zu eigen machen muss, aber in einem vorgeblich unabhängigen Protokoll nicht fehlen darf. Doch wenige Tage nach diesem Verhandlungstag auch hier bei NSU-Watch keine Silbe!

Kannte Streifenpolizist das Mordopfer und schweigt?

Bei der Einvernahme des Hamburgers vorm NSU-Prozess war auch uns noch nicht klar, dass vielleicht gar noch mehr Auffälliges am Tatort Tasköprü im Zusammenhang Polizei passiert war. Doch dann stießen wir auf ein Interview mit ihm aus dem Dezember 2012 – dort beschreibt er eine auf den ersten Blick nebensächlich anmutende Begebenheit: „Am Tag, als der Mord passierte, kam ein Streifenpolizist in den Laden. Er trank einen Kaffee mit Süleyman, dann sagte der Polizist noch, er solle doch den Wagen draußen wegfahren, der sei falsch geparkt.“ Der Vater nahm das Auto, weil er ohnehin einige Einkäufe zu erledigen hatte.

Als er nach 20-30 Minuten zurückkam, war der Sohn schon tot. Zum gleichen Vorfall schildert – wie wir aus uns vorliegenden Akten nachvollziehen konnten – der angeblich gleiche Verkehrspolizist in seiner Zeugenvernehmung kurz nach dem Mord Tasköprü, dass er auf dem Gehweg in Höhe des Gemüsegeschäftes „einige Notizen ins Merkbuch eintrug, (dann) bemerkte ich, dass hinter mir aus diesem Geschäft eine männliche Person herauskam und mir im Vorbeigehen mitteilte, dass er seinen PKW sofort korrekt zum Parken abstellen wird.“ Der südländisch aussehende Mann habe Akzent gesprochen, er (der Polizist) wisse nicht, ob der, das spätere Opfer gewesen sei. Der Mann habe dann sein Auto umgeparkt, damit sei diese Angelegenheit für den Beamten erledigt gewesen. So wie es der Vater – und da die Geschichte sogar im Spiegel stand gehen wir nicht davon aus, dass die einen Polizisten offenkundig etwas andichtenden gebracht hätten – schildert, kannte der Streifenpolizist dessen Sohn zumindest von Pausen in dem Geschäft der Tasköprüs.

Man wagt es sich kaum vorzustellen. Aber nach all dem, was man von den rassistischen Ermittlungen, über die jahrelang fortdauernden Gängeleien Hinterbliebener, all dem Irrsinn im Gesamtkomplex weiß: warum sollte ausgeschlossen sein – wo es auch wenn die Staatsraison etwas anderes fordert, offenkundig ist, dass das Trio oder gar “die Uwes” alleine an keinem Tatort wirklich allein zu Gange gewesen sein können – dass zumindest in dem einen oder anderen Fall auch Staatsbeamte mit verwickelt gewesen sein könnten. Wo ja erwiesen ist, dass Polizeibeamte bzw. Verfassungsschutzmitarbeiter zumindest bei zwei Fällen indirekt eine große Rolle spielten. Etwa Kiesewetters Gruppenführer (der Polizistenmord Heilbronn) Mitglied beim Ku-Klux-Klan war oder in Kassel (Mord an Yozgat) ein Verfassungsschützer unmittelbar zur Tatzeit vor Ort war, aber nichts gesehen, gehört oder gerochen haben will. Zu beiden Komplexen gibt es von uns die nächsten Tage eine separate Geschichte die weniger prozessverlaufverhaftet ist als diese hier – inklusive den Ungereimtheiten um die “Todesfälle” Florian Heilig (Heilbronn, Stichwort “NSS”) und V-Mann Thomas “Corelli” Richter!

Tote, die noch Feuer legen

Apropos “erwiesen”: Haben Sie die letzten Wochen irgendeine Mainstreamzeitung oder Nachrichtensendung entdeckt – die FAZ hatte es wohl immerhin verklausuliert – die erklärte, dass die Behauptung des Selbstmords der “beiden Uwes” endgültig nicht mehr aufrecht erhalten werden kann? Seit 1 1/2 Jahren ist es die Standartbehauptung! Seit BKA-Chef Ziercke im November 2011 in nicht-öffentlicher Sitzung des Bundestag-Innenausschusses, gemeinsam mit Verfassungs”schutz”leiter Heinz Fromm, die Parlamentarier über den aktuellen Ermittlungsstand informieren sollte. Auf die dringliche Nachfrage, wer denn nun – Böhnhardt oder Mundlos – Rußpartikel in den Lungen gehabt hätte, kam sein enttarnender Satz: „Ich weiß auch nicht, welche Relevanz das für Sie hat, dass Sie sich jetzt so echauffieren.“

Vorsitzender Bosbach (CDU) schließlich unterbrach das damals wohl von keinem danach öffentllich problematisierte Possenspiel und wandte sich an den ebenfalls zur „Unterrichtung“ erschienenen Generalbundesanwalt Range. Dieser antwortete: “Ich denke, das kann man sagen, nach dem Ergebnis der Obduktion ist es so, dass Herr Mundlos Herrn Böhnhardt erschossen hat und dann sich selbst gerichtet hat.“ Man beachte: Gefragt war explizit, welcher der beiden Vornamensvetter Rußpartikel in der Lunge hatte. Eine Politikerrunde, der neben Bosbach u.a. Wolfgang Wieland von den Grünen angehörte, ließ sich von zwei hochrangigen Staatsschutzvertretern mit halbseidenen Schilderungen abspeisen.

Vor Wochen – primär durch die Arbeit des Thüringer Untersuchungsausschusses – kam der Obduktionsbericht nun zumindest zitatweise an die Öffentlichkeit (zumindest theoretisch, die meisten Medien schweigen das Thema ja wie erwähnt tot): der führe eindeutig aus, dass bei keinem (!) der Toten Spuren von Ruß oder Raucheinatmung in den Lungen feststellbar waren, womit als erwiesen gelten kann, dass als das Feuer gelegt wurde im Wohnmobil sowohl Böhnhardt als auch Mundlos bereits das Zeitliche gesegnet hatten – denn Tote können bekanntlich schwerlich selber zündeln…

 BITTE UNTERSTÜTZEN SIE UNS so möglich mit einer kleinen spende an kontonummer: 5408979333, BLZ: 50010517, ING DiBa, inhaber: oliver renn – IBAN DE78 5001 0517 5408 9793 33 – BIC INGDDEFF oder zumindest mit aktiver weiterempfehlung und kommentaren hier oder bei facebook und twitter. denn: hinter uns steht kein verlag, keine politische organisation gleich welcher couleur. somit sind wir auf spenden von menschen angewiesen, denen wie uns an einer weitgehenden aufklärung des nsu-komplexes gelegen ist; daran, dass dieses land nicht so tut, als ob rassismus in deutschland kein gesellschaftliches problem und staatliche (mit)schuld sowie staatliches (mit)wissen keine tatsache wäre.

*1999 gab es in einem türkischen Lokal in Nürnberg einen Sprengstoffanschlag, bei dem ein Mann vom Reinigungspersonal schwer verletzt wurde, als er nach einem Gegenstand griff, der wie eine Taschenlampe aussah. Folgt man Carsten Schultze, eine weitere Tat des “NSU”.