Sonderheft zu zwei Jahren NSU-Prozess

das_ZOB_NSU_2_jahre_prozessAb sofort HIER zum kostenlosen Download - wer sich eine Printausgabe sichern will – beachten Sie die Hinweise am Ende dieser Seite…

Aus dem Inhalt:

- Alltag im NSU-Prozess
seit zwei Jahren: Vertagen, Verhindern und Vertuschen; nicht mal mehr die Nebenkläger-Anwälte tragen viel zur Aufklärung bei – aber theoretisch ist noch Hoffnung.

- Nagelbombenattentat
Keupstraße: Von den dem „NSU“ neben Morden und Mordversuchen auch zur Last gelegten Überfällen abgesehen, gibt es „nur“ drei Städte, in denen gleich mehrere Taten stattfanden. Darunter Köln: zwei Bombenanschläge, 2001 und 2004. Beim ersteren in einem Lebensmittelgeschäft in der Probsteigasse entsprechen die von betroffenen Betreibern gemachten Phantombilder nicht ansatzweise Böhnhardt oder Mundlos und beim zweiten in der Keupstraße, einer in seiner Ausführung besonders perfiden Tat, spielen neben allem auch die Politik und ein Polizeibeamter, der eigene frühere Ermittlungen zum „kleinen Bömbchen“ nicht damit in Verbindung gebracht haben will, eine maßgebliche Rolle. Nach knapp 20 Monaten Wartezeit im Prozess wurde der Nagelbombenanschlag nun in wenigen Verhandlungstagen abgehakt. Was bleibt, ist ein fader Beigeschmack: kein Wort über einen Zeugen, der Zivilpolizisten beobachtet haben will, kein Wort über ein zweites Fahrrad mit Hardcase am Tatort und nicht einmal ansatzweise eine Analyse der von Überwachungskameras am Tattag festgehaltenen Auffälligkeiten. Nichts auch von Unstimmigkeiten rund um Größe und Erscheinungsbild der sichtbaren Räderschieber, die bestenfalls schwerlich mit dem in Einklang zu bringen sind, was man von den beiden „Uwes“ weiß. Bis hin zu einer jungen Frau und einem jungen Mann, die die fraglichen Baseballkappenträger gezielt zu beobachten schienen. Und dann ist da noch ein ungehörter Zeuge, der den Verdacht nahelegt, dass es weitere, noch gänzlich geheime Aufnahmen und Vorwissen der Behörden geben könnte.

- Das sog. Bekennervideo des NSU mit Tatort- und Paulchen-Panther-Sequenzen gilt als einer der unmittelbaren Beweise für die Täterschaft von Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe. Dabei taucht keiner der Drei darin namentlich auf. Das zeitgeschichtliche Dokument, welches das ZOB unlängst bei youtube 1:1 einstellte, ist vor allem deshalb interessant, weil es kokettiert, dass die rosarote Hauptfigur einerseits staatlichen Zuspruch bei seinen Verbrechen hatte und sich gleichzeitig auf seinem Ruhesitz bedroht sah. Auch die Verbreitungsgeschichten werfen Fragen zu diesem knapp 15-minütigen Werk auf, das eine Einrichtung namens „Apabiz“ kurz nach der „Selbstenttarnung des NSU-Trios“ im November 2011 exklusiv an den Spiegel verhökerte und dessen vorgeblich unabhängige Partner es dennoch am liebsten unter Ausschluss der Öffentlichkeit behandelt wissen möchten.

- Politik und Medien als Tatortreiniger 2.0: Nicht der Prozess in München – zwei regionale Untersuchungsausschüsse (UA) beherrschten jüngst die Schlagzeilen. Dank willfähriger Medienvertreter ist dabei für die Öffentlichkeit kaum wahrnehmbar, wie beide auf perfide Art versuchen, Teilkomplexe im Handstreich zu beerdigen. Der UA in Baden-Württemberg beschäftigt sich formal neben dem Mord an Polizistin Michèle Kiesewetter insbesondere mit rechtsextremen Organisationen und vorgeblichen Selbstmorden; der andere in Hessen mit der Rolle des Verfassungsschützers Andreas Temme im Kasseler Mordfall. Zur Erinnerung: Temme war zur Tatzeit im Internetcafe des Opfers Halit Yozgat anwesend, will aber nichts gesehen oder gehört haben.

 

Wie Sie nun an das Heft kommen? Ganz einfach: überweisen Sie 4 Euro (2€ für das Magazin, 2€ für Porto und Verpackung) an Kt.Nr.: 5408979333 BLZ: 50010517 ING DiBa - IBAN DE78 5001 0517 5408 9793 33 – BIC INGDDEFF; packen Sie den Überweisungsbetreff Ihre Postanschrift und wir versenden i.d.R. am tag des Zahlungseingangs – natürlich ohne den hier abgebildeten “Muster”-Sicherheitseindruck. Dieses Angebot gilt natürlich nur für Versand innerhalb Deutschlands, andere Preise auf Anfrage. Sollte eine Lieferung nicht mehr möglich sein, weil das Magazin restlos vergriffen ist, erhalten Sie Ihre Überweisung natürlich zurück. Wir werden ein “Ausverkauft” natürlich auch asap hier mitteilen bzw. das Kaufangebot hier dann löschen…

ES REICHT!

ES REICHT! namentlich ein “kollege” andreas ‪‎förster‬ verkauft aktuell im kölner stadtanzeiger (KSTA) eine geschichte zu ‪‎nsu‬ ‪keupstraße‬ als neue (seine) erkenntnis, dabei hat das ZOB sehr sehr ähnliches bereits seit 11.01. diesen jahres nachweisbar auf ALLEN kanälen EXKLUSIV berichtet, u.a. zwischenzeitlich auch zum eigenstudium für interessierte 2×2 stunden videomaterial exklusiv veröffentlicht – rund um ‎auffälligkeiten‬ rund um #‎zettel‬ und vermeintliche passanten beim ‪‎nagelbombenattentat‬ 2006 von ‎viva‬ cameras eingefangen. im übrigen nicht die einzige exklusive geschichte die wir in sachen nsu aufgesttöbert haben, vgl. etwa unser sonderheft aus dem sommer 2014…

ES REICHT! die mitglieder unseres kleines teams – auch wenn das nach selbstbeweihrächerung klingt – sind *wirklich* die einzigen medienvertreter, die rund um nsu nicht nur keinen cent verdienen, sondern – ausser unmengen zeit – tatsächlich bereits bisher einen satten vierstelligen betrag (umzug berlin münchen, davor mfg-pendelei und “hotel”* investierten, sich trotz gravierender, auch gesundheitlicher “baustellen” in unserem leben den arsch aufreiben; kaum, dass wir einen fuss ins OLG münchen gesetzt hatten von einer perfiden wochenpostille und einem extrem islamophoben typen, der phasenweise für dpa wirken darf, mit LÜGEN gemobbt wurden, auch von sog. linken wie der nsu-watch-bande, die in ihren sog. protokollen hinterliebene zensiert…

und nun auch noch ohne credits kopiert werden? NEIN! es ist ja schön zu sehen, wenn im mainstream immer mehr durchsickert, dass die ganze nsu-geschichte von vorne bis hinten stinkt, aber wir lassen uns nicht mehr länger bestehlen und verarschen!

unsere medieninitiative, die bisher keinen einzigen prozesstag verpasst hat (was im übrigen ansonsten nur SZ, tagesspiegel, dpa, spiegel und ARD von sich behaupten können) lädt alle die wie wir gegen rassismus und gegen vertuschung sind, übrigens gerne in folgende diskussionsgruppe https://www.facebook.com/groups/nsu.prozess/ ein. dort finden sich weitreicherndere analysen der keup-videobilder. und wir bitten alle menschen hier unsere arbeit, unsere kanäle aktiv weiterzuempfehlen und uns nach möglichkeit auch finanziell zu unterstützen. ein wenigstens einmaliger zehner sollte den meisten hier möglich und wirklich unabhängiger journalismus wert sein**.

leider haben wir im kontext nsu bisher weniger als 10 privatpersonen motiviert uns beträge bis zu 30€ zu spenden, dabei haben allein unser magazin zum “einjährigen” nahezu 40.000 menschen heruntergeladen, dazu gab es das ganze ja auch als rasch vergriffenes printprodukt in ein paar tausend auflage, auch hier hat die redaktion keinen müden cent verdient, druck und grafik waren da immerhin durch engagierte münchner kleinunternehmer gegenfinanziert

* btw: wenn sie mal in münchen sind und es billig brauchen: MEIDEN sie trotzdem das hbf-nahe “central” ;-)

** wenn sie sich angesprochen fühlen: Kt.Nr.: 5408979333 BLZ: 50010517 ING DiBa – IBAN DE78 5001 0517 5408 9793 33 – BIC INGDDEFF; am besten neben verwendungszweck “spende nsu-magazindruck” eine e-mailadresse an die wir dankesworte richten können…

köln keupstraße – hatten “passanten” die uwes bewusst im blick?

keupzettel

zwischen beiden situationen liegen ca. zehn minuten, böhnhardt und “p2″ können sich aufgrund ihrer jeweiligen wege davor explizit begegnet sein

bereits im sommer 2013 lief wohl bei frontal21 ein kleiner beitrag mit drei ausschnitten aus den überwachungsaufnahmen von viva – bei youtube (https://www.youtube.com/watch?v=QZX9oMCPSag) bis zur stunde mit bescheidenen rund 400 klicks. in der ersten sequenz vor dem o-ton mit hartfrid wolff läuft ein unverpixelter (!), aber leider auch nicht fokussierter mann (bei uns P2) dem vermeintlichen mundlos zügig nach (wie wir wissen stoppt er dann aber an der treppe die zentral im bild der viva-cam ist). der zweite einspieler in s/w zeigt einen verpixelten mann (bei uns P1), von dem gesagt wird, er scheint böhnhardt zu folgen – was unseres wissens definitiv falsch ist. da die macher des beitrags – rainer fromm und elmar theveßen – ja nebenklage-RA narin interviewten, der zu der zeit nach eigener aussage bereits die vollständigen (!) überwachungsaufnahmen kannte, wundern wir uns, warum sowohl in jenem zdf-beitrag als auch unseres wissens in allen anderen der wenigen fälle, wo etwaig auffällige personen in köln über mundlos und böhnhardt hinaus überhaupt auch nur ansatzweise thematisiert wurden, sich niemand für den mann in dem costa rica t-shirt aus dem ersten s/w-einspieler interessierte, der in s/w sequenz drei des zdf-beitrags an die seite einer blonden frau mit spaghetti-träger-shirt tritt. oder dafür was der vermeintliche böhnhardt in einer der sequenzen als er zwischenzeitlich den tatort verlässt in der rechten hand trägt. zumal “p2″ mit einem ähnlichen zettel (?) durch die gegend läuft, den er zwischenzeitlich seiner begleiterin ausleiht.

wir kennen natürlich auch keinerlei zusammenhänge, können nicht ausschliessen, dass sowohl der im zdf-beitrag thematisierte herr (der zunächst auf einer treppe saß), als auch das erwähnte “pärchen” zufallspassanten waren bzw. menschen, die regelmäßig ganz “normal” (zum beispiel beruflich) in dem gebäude mit der offensichtlich für raucherpausen und anderes generell beliebten treppe davor ein- und ausgingen. aber passend dazu, dass morgen im prozess endlich auch das kölner nagelbombenattentat verhandelt wird, welches richter götzl zum prozessauftakt ja perverserweise vom hauptverfahren abzutrennen versuchte, dokumentieren wir nachfolgend, was in den seinerzeit wohl auch dem nsu-bundestags-untersuchungsausschuss bis auf sekundenschnipsel unbekannten videoüberwachungen unter anderem zu sehen ist.

alle nachfolgenden zeitangaben beziehen sich ausschliesslich (!) auf den jeweiligen timecodestempel im jeweiligen video.

keupmannP1treppeA  “camera_01″ (hinterlegt zwei stunden videomaterial auf unserem youtube-chanel)

- 14.09  der mann (bei uns P1), der laut off-kommenar im zdf-beitrag evtl. in damals dem PUA bekannten ausschnitten den eindruck erwecke, dass er “einem der uwes” nachlaufen könnte, nimmt auf den trppenstufen platz, scheint ab und an kurz zu telefonieren und oder zu sms-en, zwischenzeitlich socken geradezuziehen, mal in den luftleeren raum zu blicken

- 14.18 passiert ihn vermeintlich einer der beiden uwes, vermeintlich böhnhardt (bei uns B) mit den vermeintlichen beiden fluchträdern die dieser schiebt – keine nennenswerten erkennbaren reaktionen

- 14.24 ff erhebt er sich, geht ins gebäude – ca. vier minuten später ist er wieder auf der treppe, diesmal bleibt er stehen, wirkt deutlich unruhiger, läuft irgendwann in die richtung in die zuvor der mann mit den beiden rädern lief, ist nicht mehr im blickbereich der kamera, aus jener richtung kommt dann 14.30 vermeintlich böhnhardt, der in der rechten hand etwas helles wie einen block trägt, und der fragliche passant tritt wieder ins bild, kopf nach unten, man könnte denken, er tippt eine sms, er läuft dann als der mutmassliche “uwe” rund 40 meter entfernt ist zwar an der treppe vorbei in desen richtung, aber dann eher innerhalb von 3,4 metern immer wieder hin und her

- 14.35 zuvor war er phasenweise aus dem bild, aber in die richtung in die zuvor die beiden räder gegangen waren, also richtung tatort – getreten und nun so am linken bildrand, dass nicht klar ist, ober eine interaktion mit einer anderen dunkelhaarigen passantin hat

- 14.37 interaktionen mit einem “pizzamofa”-fahrer, der neben einem 2 minuten zuvor aufgetauchten motorradroller parkt, seinerseits bei der übergbae von 2 pizzakartons und einem getränk die ganze zeit seinen motorradhelm aubehält, mann mit waren ab ins gebäude, motorrad in die richtung aus der es kam

B  “camera_06 “ (hinterlegt weitere zwei stunden videomaterial auf unserem youtube-chanel – entgegengesetzte blickrichtung der kamera)

14.30 die szene kurz bevor vermeintlich böhnhardt zum zweiten mal in kamera 1 blickfeld gerät: der passant mit brille (P1) scheint “böhnhardt” fast direkt in die arme zu laufen, aber eine direkte berührung, gar ein austausch von dingen und oder auch nur worten ist indes nicht zu erkennen.  auch nicht mit ein wenig phantasie -

keuppaarA  “camera_01″ (hinterlegt zwei stunden videomaterial auf unserem youtube-chanel)

- kurz vor 14.42 betritt ein pärchen ( er – bei uns P2 – wohl in einem “costa rica” fanshirt sie – P3 – mit spaghettiträger-shirt) den zentralen kamerabereich, er anfangs telefonierend, beide gehen augenscheinlich gemeinsam in das gebäude, er hat da bereits einen großen zettel (?) in der hand – nach deutlich weniger als einer minute kommen sie wieder ins bild, tauschen eventuell gegenstände, könnten zigaretten oder andere banalitäten sein, sie trennen sich leicht räumlich, sie scheint zu telefonieren, sinnigerweise genau hinter einem werbeaufsteller, auch er verschwindet aus dem bild

- 14.46 tritt sie zu ihn heran, er ist zu der zeit selbst nicht mehr im bild gewesen und übergibt vermeintlich ein laufendes telefonat nebst handy, noch in der selben minute gibt er ihr das telefon wieder zurück – sie stehen nun einige zeit gemeinsam, recht cool in der gegend herum, irgendwann dann recht nah beieinander, es wird nicht klar, ob irgendetwas aus tasche gekramt wird; er läuft um 14.50 just in die richtung aus der irgendwann die vermeintlichen uwes und räder ins set kommen, sie tritt wieder an nahezu die gleiche stelle mit dem werbeaufsteller

- 14.53 kommt dann fussgänger mit basecap und tüten – vermeintlich böhnhardt – wenige sekunden/meter dahinter noch ein mann (mutmaßlich mundlos) mit basecap der vorsichtig ein fahrrad mit dem mutmasslichen nagelbomben- / ”kappa”-hartschalen-koffer auf dem gepäckträger schiebt – und hinter diesem wiederum ist sehr nah der männliche part des fraglichen pärchens zu sehen, der u.e. recht unnatürliche blickwinkelbewegungen macht, insb. gemessen an dem umstand, dass er ja formal wieder richtung seiner eventuellen freundin, mindestens guten bekannten, läuft. eher so hans-guck-in-die-luft, was zum biespiel – wenn sich der radschieber umdrehen würde – nach einem jenem eben nicht nachblickenden/nachlaufenden passanten aussähe. p2 nestelt nun wieder an ihrer tasche, scheint etwas hineinzustecken, unmittelbar danach kriegt er von ihr ein stück papier, beide gehen wieder gemeinsam in das gebäude – jetzt erheben sich auch die ganzen menschen die zwischenzeitlich auf der treppe saßen und gehen ebenfalls in das gebäude. als neutraler betrachter der bilder könnte man z.b. sagen, da ist vielleicht ein callcenter o.ä. im gebäude und die überwiegend jungen menschen eilen um pünktlich um 15 uhr an ihren arbeitsplätzen zu sein

B  “camera_06 “ (hinterlegt weitere zwei stunden videomaterial auf unserem youtube-chanel -  P2 und P3 entgegengesetzte blickrichtung der kamera)

- 14.43 ff man sieht deutlich wie beide (frau, mann) getrennt telefonieren, er im übrigen mit handy in rechter hand am rechten ohr – das telefonat dass er von  ihr dann übernimmt führt er am linken ohr, es dauert maximal 15 sekunden

- 14.50 kurz bevor er abgeht, hat sie nach einer nicht ganz übrsichtlichen szene nun mutmaßlich das größere papier in der hand, was er zuvor die ganze zeit festhielt

- 14.52 ff sie scheint irgendwelche notizen zu machen, könnte auch – a la zschäpe in den ersten prozessmonaten – das lösen eines sudoku sein, just als der mann mit den tüten sie wohl nicht mehr 100% in seinem eigenen blickfeld hat blickt sie ganz kurz auf, wendet sich dann aber wieder ihrem papier zu, durchweg unauffällig während und nachdem das damenrad an ihr vorbeigeschoben wurde, was ihr vermeintlicher kumpel von ihr (zurück) erhält ist augenscheinlich jener zettel, mit dem sie zwischenzeitlich beschäftigt war.

…es gibt in diesen und anderen videosequenzen viele weitere auffälligkeiten, aber wir wollen hier bewusst erst mal nur einiges exemplarisch andeuten…

UPDATE: LESEN SIE BITTE AUCH HIER: http://www.das-zob.de/es-reicht/

Copyright: Medienbüro nikorepress – Nino Ketschagmadse/Oliver Renn GbR

die zweite woche im nsu-prozess: trotz ungeheuerlichkeiten von götzl und diemer – keiner geht mit ihnen ins gericht

soweit wir das nach zwei tagen eingehender betrachtung zahlloser print- und tv-beiträge namhafter, vermeintlich reichenweitenstarker deutscher medien (insb. solcher, die wie wir mit festem presseplatz in münchen offiziell immer live dabei sein dürfen beim prozessgeschehen) vorläufig überblicken können: kein bekannteres organ thematisiert ernsthaft, geschweige denn umfassend oder gar explizit kritisch kommentierend, wie richter manfred “und ich habe die sitzungsgewalt!” götzl den durch das kölner nagelbombenattentat 2004 verletzten und traumatisierten menschen jedweden respekt verweigerte. ja mehr noch, es wird teilweise quasi systematisch unterschlagen, dass der “vorsitzende” aktiv auslotete, wie weit der deutsche staat diese und jene opfer ein zweites mal drangsalieren kann. und dann ist da noch die propaganda-maschinerie von bundesanwalt diemer.

wer bisher glaubte, dass sich richter- und bundesanwaltschaft zumindest bis auf weiteres mit der ungeheuerlichkeit begnügen, penetrant so zu tun, als ob verbürgt sei, dass der kern des sog. nsu “nur” aus drei tätern bestand und – noch aberwitziger – es keinerlei anzeichen für eine staatliche verstrickung in deren schreckliche verbrechensserie gäbe (dabei ist selbst wenn man die gezielte schredderei von aktenbergen “hier und da” außen vorlässt, insb. allein der fall andreas temme bei nüchterner betrachtung nicht von der hand zu weisen), sah sich getäuscht: schlimmer als unsensibel einzustufen agierte götzl in der zweiten prozesswoche zum thema kölner keupstraße. er regte nämlich an, diese niederträchtige tat, bei der es u.a. 22 teils schwer verletzte zu beklagen gab, vom hauptverfahren abzutrennen.

fast schien götzls vorschlag an alle verfahrensbeteiligten sich mit dieser idee anzufreunden eine trotzreaktionen: a) hatte einer der nebenklägeranwälte das gericht kritisch hinterfragt, wieso rund 70 weitere personen (die vor dem hintergrund des nagelbombenattentats offensichtlich zumindest theoretisch als nebenkläger in betracht kommen) vom deutschen staat selbst nach mehr als acht jahren offenkundig noch nicht mal auf ihre möglichen rechte hingewiesen worden seien und b) die zschäpe-verteidigung ritt bei einem ihrer zur abwechslung eher banaleren anträge darauf herum, dass der gewählte gerichtssaal dann endgültig nicht mehr tragfähig wäre. statt (wie zumindest wir es von einem wirklich neutralen und wirklich um weitestmögliche aufklärung bemühten richter erwarten würden!) entweder a) abzuwarten, wieviele nebenkläger bzw. nebenklägervertreter in den nächsten tagen und wochen tatsächlich hinzustossen oder b) in dem fall, wo ruchbar wurde, dass in köln aktuell vermeintlich irgendwelche bisher verfahrensunbeteiligten anwälte auf kundenfang ohne substantiellen hintergrund sind, notfalls die jeweilige “berechtigung” zur prozessteilnahme im einzelfall kritisch zu hinterfragen, startete götzl also den perfiden versuch, die verletzten und traumatisierten menschen aus der keupstraße sprichwörtlich auszubooten.

kölner opfer fast zu opfern zweiter klasse degradiert

denn ganz abgesehen davon, dass wenn man das nagelbombenattentat beim aktuellen prozess inhaltlich ausklammert, viele hintergründe der sog. nsu-taten noch schwerer zu erhellen sein dürften: jedem ansatzweise ehrlich bzw. realistisch denkenden menschen muss klar sein, daß zschäpe nicht zwei mal angeklagt wird. sprich, wenn sie wegen der ihr angelasteten gravierenden rolle bei den zehn morden (wie gemeinhin erwartet) zu lebenslanger haftstrafe und anschließender sicherheitsverwahrung verurteilt wird, stellt sie hierzulande niemand mehr ein zweites mal vor gericht. ein strafmaß für u.a. 22 teils schwer verletzte bzw. mind. 31 versuchte mordtaten aus der keupstraße wird niemand mehr abhandeln. dieses kapitel wäre – was für viele betroffene allein schon unerträglich sein dürfte – somit nicht aufgeschoben. diesen zweiten prozess würde es nach menschlichem ermessen niemals geben. die kölner opfer wären zu opfern zweiter klasse degradiert. und weite teile der mainstreampresse, die über jahre perverserweise sogar ohne folgenhafte presseratsrügen von “dönermorden” fabulieren durfte*, lassen das teilweise wieder ganz unter den tisch fallen.

in manchen fällen werden insbesondere schnellleser gar gezielt desinformiert. so entblödete sich etwa die süddeutsche zeitung nicht (die schon in der auch aus nebenklägersicht eben von götzl sehr wohl sinnfrei, zumindest unnötig lang unterbrochenen verhandlung letzte woche steigbügelhalterte “Die Vertagung des Prozesses ist normal ” sowie ” Doch die Verschiebung ist gerechtfertigt.”), im nachbericht der ereignisse in folge der von götzl angeordneten bedenkpause zu dem einzig von götzl explizit ins spiel gebrachten “abtrennungs”-gedankengangs tatsächlich “Gericht lehnt zweiten NSU-Prozess ab” als überschrift vor einen teaser zu setzen. und jener artikelvorspann bietet seinerseits zumindest implizit ebenfalls falsche schlüsse an: “Der Komplex um den Anschlag in der Kölner Keupstraße wird nicht von den NSU-Morden abgetrennt – vorerst jedenfalls. Das verkündet Richter Manfred Götzl nach der Mittagspause. Schlag auf Schlag werden auch die Entscheidungen zu mehreren anderen Anträgen von Verteidigung und Nebenklage bekannt gegeben”.

das steht wirklich so in der SZ, die sich im fall gustl mollath vor monaten wenigstens wieder als tendenziell ernstzunehmend positioniert hatte: “auch die Entscheidungen zu mehreren anderen Anträgen”; “auch” und “andere”(n) kann sich der logik nach im vorliegenden fall ja nur auf die unmittelbar zuvor benannte keupstraßen-thematik beziehen, und die überschrift mit dem hinweis auf eine ablehung, tut wohl unbestreitbar so, als sei diese infame idee von irgendwem, nur eben nicht vom gericht selbst aufgebracht worden. unseren recherchen nach symptomatisch für die deutsche presselandschaft!

spiegel sieht nebenklage generell als zumutung für das gericht

denn auch der spiegel weiß, was götzl und co. sicher gerne lesen. und so wurde teilweise auch unabhängig vom thema keupstraße stimmung gemacht, dass es überhaupt zu viele nebenklagevertreter im gerichtssaal gibt. es wurde also implizit auch gegen die verfahrensbeteiligung sogar der hinterbliebenen der mordopfer gehetzt: “Gewiss, das Verfahren ist eigentlich eine Zumutung für ein Gericht. Hätte es der Vorsitzende auf der Seite der Ankläger nur mit den vier Vertretern der Bundesanwaltschaft zu tun (und nicht mit mehr als 60 Nebenklageanwälten obendrein) sowie mit elf Verteidigern von fünf Angeklagten – es wäre zumutbar. Aber so?” im kontext des nagelbombenattentats legte das hamburger “nachrichtenmagazin” natürlich nach: “Noch mehr Nebenkläger? Und vor allem noch mehr Anwälte, nachdem schon nach letztem Stand mehr als 60 das Parterre des Münchner Gerichtssaals füllen? Das wäre eine schöne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für nicht ausgelastete Rechtsanwälte.”

natürlich verschwendet der spiegel wie viele andere dabei keine silbe, dass es seitens deutscher behörden sogar auch nach der vermeintlichen selbstenttarnung des sog. nsu speziell im umfeld der kölner keupstraße zu offenkundig antimuslimisch intendierten mordversuchen zu keinerlei aktiver unterrichtung potentieller nebenkläger kam. unabhängig davon, ob irgendein gesetzestext den staatlichen vertretern freiwillig oder hingebogen zu ihrer untätigkeit beipflichtet: ein minimalmaß an menschlichkeit und anstand wäre nach all den vorgeblichen “pannen” doch wohl allein schon aus schlechtem gewissen heraus angezeigt gewesen, oder?

vor dem hintergrund der leider nicht nur bei sz und spiegel extrem und explizit gerichtsfreundlichen berichterstattung, kann es letztlich auch nicht mehr verwundern, dass die zahlreichen nebenklägervertreter, die sich bei der aussprache beherzt und mit zahllosen sachargumenten gegen eine abtrennung stemmten (weniger emotional wurde götzls “gedankengang” im übrigen sogar von der bundesanwaltschaft und auch von zschäpes verteidigung abgelehnt!) in der masse der deutschen medien mit detailkritik kaum vorkommen. teilweise nicht einmal sumerisch. daher zitieren wir nachfolgend exemplarisch einen der nebenklägervertreter, ehe wir uns im weiteren für heute abschließend noch kurz bundesanwalt diemer und seinem sprachrohr widmen.

 o-ton nebenklage-vetreter rechtsanwalt alexander hoffmann: “ Wir müssen ehrlich zu uns sein und Sie [adressiert an götzl] ehrlich zu den Opfern der Keupstraße. Es ist völlig klar: wenn jetzt abgetrennt wird, dann wird das abgetrennte Verfahren in München allenfalls nach Abschluss dieses Verfahrens in München durchgeführt werden. Wenn die Angeklagten hier erst einmal verurteilt sind wegen mehrfachen Mordes, das ist ganz klar und das müssen Sie den Opfern direkt sagen, dann wird das Verfahren eingestellt in Hinblick auf die bereits erfolgte Verurteilung. Dann fallen, ich trau mich das gar nicht das zu sagen, 31 versuchte Mordtaten nicht weiter ins Gewicht. Das kann nicht sein. Meine Mandantin hat bis zum Herbst 2011 eine Situation erlebt, dass jeder den Nachbarn verdächtigt hat, weil Schily gesagt hat, das war kein rechter Anschlag. Die Verdächtigen sind unter den Bewohnern gesucht worden, bis ein Bekennerschreiben in Videoform auftauchte. Man hat sie nicht ernst genommen. Man hat sie im Stich gelassen. Wenn wir jetzt sagen, wir trennen ab, weil dieser Teil Schwierigkeiten macht, dann wiederholt man das, man sagt dann, für Euch gibt es keine Gerechtigkeit, ihr doch Bürger zweiter Klasse. Damit verhilft man dem NSU im Nachhinein zu einem Erfolg. Die Taten, siehe field manuals der terroristischen Gruppen, zielten darauf, eine Spaltung in die Gesellschaft zu bringen. (…) Wenn man jetzt den Anschlag, der nicht von ungefähr an den Oktoberfestanschlag erinnert, herausnimmt und zur Einstellung frei gibt, nimmt man den Tatopfern wieder die Möglichkeit, als Teil dieser Verhandlung aufzutreten.

 (…) Der Bombenanschlag Keupstraße 2004 liegt im Zentrum der Aktivitäten des so genannten NSU. Er ist ein eindeutiges Bekenntnis zum rassistisch motivierten Massenmord, zum Krieg gegen Migranten. (…) In dem Moment wo eine Bombe gezündet wird für ein Maximum an Toten muss jedem in der Gruppe klar gewesen sein, dass es hier um Mord, Mord, Mord geht. Es müssen erhebliche Vorbereitungshandlungen zum Bau dieser Bombe gemacht worden sein. (…) Wenn das Gericht das jetzt ohne Not macht, ist das ein Zeichen an alle Nebenkläger – nicht nur aus der Keupstraße – dass es ab jetzt gegen sie verhandelt. Das Gericht muss sich jetzt entscheiden, ob es das Verfahren ab jetzt gegen die Opfer dieses Anschlags führen will.“

 geheimdienst-verstrickungen? wenn diemer nein sagt, ist nein! 

liebe leser, wann haben sie zuletzt in irgendeinem mainstreammedium vom mehr als ominösen fall temme gehört oder gelesen. also von jenem festen und sicher bis heute nicht allzu schlecht bezahlten verfassungsschutzmitarbeiter (nicht etwa “nur” v-mann), der in kassel unmittelbar am tatort war, als halit yozgat ermordet wurde? aber das ist bestimmt ebenso wie das aussparen der systematischen aktenschreddereien oder das nicht hinzuziehen diverser ergebenisse parlamentarischer untersuchungsausschüsse zu den offiziellen prozessakten nicht wichtig für ein verfahren. es gilt – so die offizielle sprachregelung – “nur” herauszufinden, wer von den fünf offiziell angeklagten in münchen welche schuld auf sich geladen hat. denn bundesanwalt herbert diemer weist wie schon im vorfeld des so genannten “jahrhundertprozesses” auch im gerichtssaal selbst gefühlt im schnitt alle drei stunden jedwede spekulationen über geheimdienst-verstrickungen entschieden zurück. und so berichten viele kollegen denn auch lieber über angebliche anträge der zschäpe-verteidiger zu einem “lachverbot”, wenn sie nicht gerade in breaking-news via twitter beispielsweise jammern, dass man ihnen seitens des gerichts essen und trinken im saal verbietet.

namentlich abermals der spiegel (“Diemers Stellungnahmen zu der Vielzahl von Anträgen, die zu Beginn eines Verfahrens anzubringen sind, schufen zunächst Klarheit im Gewirr der unterschiedlichen Auffassungen und Wunschvorstellungen.”) versteckt die bloße erwähnung (sic!) der “Affäre mit der Aktenschredderei” unserer wahrnehmung nach nicht zufällig hinter nebenkriegsschauplätzen. hinter zeilen, die lesern den eindruck der bedeutungslosigkeit bisheriger prozesstage vermitteln. beispielsweise hinter jener auf faktische unverschämtheiten götzls auf kosten der zschäpe-verteidigung beruhenden “lach- und sachgeschichte”.

und die SZ, die offenkundig auch noch nicht so dermaßen abgebrüht agiert, die frage geheimdienst gänzlich unerwähnt zu lassen, zitiert dazu aber neben diemers plump zurechtgebogen wirkendem mantra nicht etwa eine gegenrede, sondern einzig SPDler sebastian edathy, den vorsitzenden des NSU-untersuchungsausschusses im bundestag. dieser habe “Anfang dieser Woche von einem ‘beispiellosen Versagen’ der Sicherheitsbehörden gesprochen, jedoch ebenfalls betont, es gebe keine Hinweise darauf, dass staatliche Stellen den NSU gedeckt oder sogar unterstützt hätten.”

nebenklägervertreter finden mit fundamentaler kritik kaum gehör

vieles scheint in münchen also auch mit rückendeckung vorgeblich unabhängiger vertreter der vermeintlich vierten macht im staate nach dem motto zu laufen: weil nicht sein kann, was nicht sein darf! und so muss man auch stimmen von zahlreichen nebenklägern, die zwar anerkennen, dass das oberlandesgericht münchen den prozessstoff handhabbar gestalten muss, aber explizit der ansicht sind, “dass eine Aufklärung des Versagens der Ermittlungsbehörden und weiterer möglicher Unterstützungshandlungen des Netzwerkes um den NSU” zwingend eine (weitere) aufgabe dieses prozesses sein muss; die “Rolle der Angeklagten nicht” beleuchtet werden könne, “ohne zu ermitteln, wer, was, von wem, wann wusste und durch welche Mittel der „NSU“ zumindest mitfinanziert worden ist.” mit der lupe suchen.

machen sie sich bitte einmal selbst die mühe, allein zum umgang des staates und vieler medien zum themenkomplex 129er liste zu forschen, die bundesanwalt diemer bis donnerstag ebenfalls als absolut irrelevant deklarierte. doch als der druck seitens der verteidiger zu groß wurde, gab er sprichwörtlich klein bei und räumte in einer pressekonferenz am vergangenen donnerstag sogar ein, dass es dabei namentlich neun konkrete (weitere) fälle aus dem vermeintlich weiteren nsu-umfeld gebe, die aus heutiger sicht einen ermittlungsgrund böten. das ließ diemer aber nicht verlautbaren ohne reflexartig anzuschließen, dass sich – wenn man sich diese offizielle info (“neun”) nun also “vor Augen” halte – der anwurf der verschleierung (“129″) “immens” relativiere.

man beachte: NEUN weitere menschen stehen selbst offiziellen staatlichen angaben nach im fokus aktueller ermittlungen in sachen nsu! und u.a. ard und zdf tun in der zweiten prozesswoche durch das unerträgliche herunterleiern von behauptungen a la bisher hätte es primär “juristische Formalitäten” und “unwichtige Anträge” gegeben so, als sei allein jene liste oder eben das feiste ausklammern anderer erkenntnisse nicht relevant zur aufklärung. einer aufklärung, die staatlicherseits offenkundig aber eben nicht ansatzweise erwünscht ist. wohl weil es neben temme mutmaßlich noch einige, wenn nicht viele weitere gab, die – bei deutschen behördern fest angestellt – selbst bis kurz vor zschäpes ominösen antritt bei der polizei rege kontakte zum sog. nsu unterhielten. erinnern sie sich beispielsweise an die geschichte mit den zahlreichen telefonischen kontaktversuchen von anschlüssen des sächsischen innenministeriums?

die informelle pr-show des bgh-mitarbeiters köhler

v.l.n.r. köhler – diemer, am rande der offiziellen pressekonferenz am 4. prozesstag – foto: das_ZOB

zu dem gebahren diemers im gerichtssaal und drumherum passt leider auch ein punkt, der unseres wissens bezeichnenderweise nirgends in deutschland auch nur mit einer silbe aufgegriffen wurde, obgleich unter anderem (!) von dpa und sz über viele minuten “beobachtet”: staatsanwalt marcus köhler, der mann, der die offiziellen “presseunterrichtungen” von bundesanwalt diemer leitet und generell als pressesprecher von generalbundesanwalt range beim bundesgerichtshof wirkt, schwirrte den gesamten vormittag mit angeheftetem lichtbildausweis – und somit insb. auf viele “normalzuschauer” tendenziell als besondere “respektperson” wirkend – auf der zuschauer/pressetribüne herum. dort verkündete er vor dem eigentlichen beginn des prozesstags in auf fünf meter entfernung unüberhörbaren einzelgesprächen gegenüber pressekollegen seine einschätzung, dass doch fast alles was zschäpes verteidiger hier seit tagen böten, “bloßes geplänkel” ist.

in der mittagspause dann lief köhler gar zur “höchstform” auf, so dass sich fast geschlagene zehn minuten eine kleine traube diverser prozessbeobachtergruppen – (private) zuschauer und medienvertreter – um ihn bildete. nunmehr nicht mehr im gerichtssaal selbst, sondern in dem pausenraum mit wasserspender, brötchenverkauf und toilettenzugang, der während der sitzungspausen den menschen auf der empore offen steht. unter anderem hielt köhler ein flammendes plädoyer gegen jedwede aufzeichnung – sei es in bild und ton, und selbst auf freiwilliger basis – von zeugenaussagen vor diesem gericht. ein wunsch, der nicht nur von zschäpes anwälten und anderen verteidigern häufig angebracht wurde, sondern den auch viele nebenklägervertreter mehr oder minder offensiv äußerten. apropos vertreter der hinterbliebenen und opfer der sog. nsu-verbrechen: zu einer der anwält_innen – da waren aber die meisten pressekollegen schon außer hörweite, nur mehr zwei vermeintlich allgemein interessierte prozessbeobachter hingen noch an seinen lippen – hatte köhler u.e. gar noch despektierliches zu sagen. nämlich über frau edith lunnebach. sinngemäß zitiert: wenn es seitens der nebenklage um vorwürfe zu staatlichen fehlern in sachen nsu geht, muss man natürlich (beispielsweise bei ihr, die ja mit “linken” themen zu tun hatte) immer genau nach den “jeweiligen interessen” fragen…

angesprochen auf unsere irritation, dass sich köhler hier als erkennbarer vertreter staatlicher strukturen sogar gegenüber vermeintlich reinen zuschauern mit doch sehr nach PR riechenden bemerkungen darstellt, betonte dieser, dass er hier natürlich nur als privatperson spreche. im übrigen sei er auch durch ganz normales anstellen in den zuschauersaal gelangt, und natürlich wollte er keinesfalls auch nur irgendwie kritik an frau lunnebach äußern. da hätte er sich vielleicht unglücklich ausgedrückt – und dann hatte er es plötzlich irgendwie eilig und entschwand…

unterstellt, dass ein paar medien fernab von z.b. spiegel und sz nicht schon vor prozessbeginn auf linie waren: steter tropfen, so der offenkundige gedanke der propagandamaschinerie der staatsanwaltschaft, höhlt über kurz oder lang sicher auch noch die letzten ansatzweise kritischen vertreter. etwa nicht alles blindlings abnickende journalisten der einen oder anderen regionalzeitung, die wir erfreulicherweise die letzten tage auch wahrnehmen durften.

auch daher unser aufruf: unterstützen sie die medieninitiative “das ZOB” bitte aktiv und zeitnah durch spenden oder zumindest gezielte weiterempfehlungen an all ihre freunde und bekannten, damit das zuvörderst (aber nicht nur) bei diemer offenkundige ziel, staatliche (mit)schuld aus dem kollektiven gedächtnis entschwinden zu lassen, keine früchte trägt. die opfer und hinterbliebenen haben ein recht auf umfassende aufklärung. alle verfahrensbeteiligten haben einen verständlichen anspruch auf die uneingeschränkte einbeziehung aller verschlussakten in den offiziellen prozessablauf!

* selbst wenn sich nach den ersten zwei, drei morden noch irgendwer herausreden mochte, dass man tatsächlich beispielsweise auch einen sog. milieumord in erwägung ziehen konnte – was wir bis heute nicht mal theoretisch sehen! – war das u.e. von anbeginn an so oder so entmenschlichend!