wenn die kollegen heute primär von einer möglichen weiteren tat sprechen, die dem sog. terrortrio vielleicht angelastet werden muss, hat das seine berechtigung. aber die bisher nebulöse aussage des mitangeklagten carsten s. über das abstellen einer (o-ton) “taschenlampe” in nürnberg – bezogen wohl auf einen sprengstoffanschlag oder -versuch im zeitraum vor april 2000 – darf nicht das einzige sein, was von diesem prozesstag haften bleibt.
nachdem die bundesanwaltschaft schon in der zweiten prozesswoche mit der beiziehung der sog. 129er liste peinlichst herumeierte, wurde das thema der vielen polizeilich abgeklärten menschen aus dem direkten und indirekten umfeld des sog. nsu-trios heute endgültig zur farce. es geht hier um nichts geringeres als eine vielzahl möglicher zeugen, vielleicht sogar mitschuldiger. bisher war offiziell ausnahmslos von 129 menschen die rede, wovon diemer in seiner mantra-art aber schon willfährigen journalisten vor pfingsten einzuimpfen versuchte, daß davon allenfalls eine grobe handvoll irgendeine relevanz besaß oder besitzt. heute morgen dann kam es seiten der nebenklägervertreter noch einmal zu der frage, ob man davon ausgehen dürfe, daß diese nunmehr fast schon sagenumwobene liste aktuell sei. und dann – trara -oberstaatsanwältin greger sprach nun plötzlich von 400 personen.
und, fast schon keine überraschung mehr: keine drei minuten später lautete die offizielle zahl plötzlich 500 – wie heißt es so schön: wer einmal lügt…. aber statt sich zu entschuldigen und oder plausibel darzulegen wieso man – ohnedies nur widerwillig – erst unlängst eine offenkundig in jeder hinsicht überholte 129er liste angeboten hatte, wagte es besagte staatsvertreterin mit dem auch an anderer stelle im gericht mehr als einmal unangenehm aufgefallenen bundesanwalt diemer herumzumosern, daß es eine schau war. es wäre nichts anderes angefragt worden, ohnedies alles irrelevant – namentlich “null bedeutung” – um dann ein ekelerregend gönnerhaft vorgetragenes “sie können sie haben” hinterherzuschieben. jedoch nicht ohne irgendetwas zu nuscheln im sinne, ob wir dann aber etwaige anträge dazu zulassen, steht auf einem anderen blatt.
für den zweiten skandal des tages sorgte richter götzl wieder höchstpersönlich. in einer wie vorauseilender gehorsam gegenüber der anwaltschaft anmutenden äußerung, hatte er die unseres erachtens nur allzu verständliche forderung der nebenklage weggewischt, daß die ursprünglich auf 129 bezifferte personenliste täglich mit jenen, die als besucher zum prozess kommen wollen, am eingang des gerichts abgeglichen wird. schließlich sind die darauf befindlichen namen zumindest tendenziell mögliche zeugen – doch götzl sieht auch bei diesem begehr eine unzulässige beschränkung. zudem sei es überhaupt nicht ersichtlich, daß auch nur ein teil jener leute als zeuge in frage kommt. nach dem motto: was sage es schon aus, nur weil jemand im umfeld einer terrortruppe war —
unfassbar, daß der deutsche blätterwald nicht tagtäglich anprangert, warum so ein mann in so einem prozess vorsitzender richter sein darf. am nachmittag quälte er nämlich noch mehrfach den weiterhin aussagebereiten und sich für fragen aller verfahrensteilnehmer offen erklärten carsten s.: der war sichtlich erschöpft, hatte bereits mehrere heulanfälle hinter sich, überschlagende stimme inklusive. schließlich hatte er sich heute weitreichender als letzte woche eingelassen, zu gesinnungstaten bekannt. doch götzl fragte nicht nur in perfider weise mehrfachst nach – als ob es kein morgen gäbe – ob er nicht doch noch jetzt sich zusammenreißen könne statt eine auszeit zu erbitten. der vorsitzende richter entblödete sich nicht einmal darauf zu verweisen, daß er selber beispielsweise ja noch ziemlich fit sei, und ja die gleiche zeit heute schon arbeite wie der angeklagte. als dieser völlig entnervt erwiderte, daß er diesen vergleich nicht nachvollziehen könne, er eine normale arbeit selber auch über viele stunden am stück leisten konnte, angeklagtsein und sich dermaßen erstmals so weit öffnen aber eben doch etwas völlig anderes sei, wagte es götzl gar noch carsten s. auch daraus noch einen strick zu drehen. mit seiner erwiderung hätte der angeklagte ja bewiesen, daß er sehr wohl noch aufnahmebereit sei… es war regelrecht zum kotzen, was sich dieser sogenannte unabhängige richter hier abermals leistete.
aber wer verfolgt, wie etwa eine große süddeutsche zeitung arbeitet, wie sie sich u.a. förmlich an sämtliche vertreter der bundesanwaltschaft anwanzt, auch wenn diese wie im falle köhler vermeintlich nur “privat” unterwegs ist, braucht sich nicht mehr wundern. manche “journalisten” thematisieren eben lieber die eigenen arbeitsbedingungen (oh wie schlimm wir kriegen hier keinen kaffee serviert, manche kollegen müssen am fussboden in de mittagspause sitzen wenn sie am laptop arbeiten möchten – in dem stil, sogar mit begriffen a la “unmenschlich” wurde um sich geworfen), statt beispielsweise das bezeichnende geschehen rund um die kritik an einem rechtssytem in dem angeblich staat und religion getrennt sind, aber trotz kruzefix-urteil schlichte kreuze trotz protesten hängenbleiben und nebenklägerverreter von hoher politischer stelle förmlich genötigt werden die fresse zu halten. es ist bereits jetzt ein skandal, was sz und co. bisher wohl mehr oder minder vorsätzlich in ihrer “berichterstattung” ausblenden.
da passt es ins bild, daß es für weite teile der deutschen medien seit heute ausgemacht ist, daß carsten s. hauptangeklagte zschäpe entlastete. sinngemäß hat er im kontext der eingangs genannten nebulösen tat “taschenlampe” (offenkundig gab es 1999 in nürnberg tatsächlich einen angriff auf ein ausländisches lokal die wohl bis heute von staats wegen wie viele der neun morde an migranten und das verbrechen in der kölner keupstraße noch mit dem etikett wahgrscheinlich ein schutzgeldverbrechen versehen war!) “berichtet”, daß die beiden uwes ihm gegenüber davon erzählt haben – und als “beate” kam, “psst” gesagt hätten. der mitangeklagte hat dies selber bis zur stunde nicht weiter, nicht einmal subjektiv bewertet!!! insofern bleibt wohl zumindest theoretisch (!) folgender gedanke – wenn sich denn die geschichte überhaupt so zugetragen hat: da carsten s. ja vermeintlich dem trio als der “kleene” galt, hätten die uwes ja vielleicht auch nur bedenken gehabt haben können, daß es zschäpe nicht unbedingt recht ist, wenn ihre jungs jedem kleinen rad gegenüber schuldeingeständnisse, tathinweise liefern…